Die Tische der Pizzeria Minerva in Düsseldorf sind menschenleer. In der Küche herrscht trotzdem Hochbetrieb. Hin und wieder klingelt das Telefon mit einem hungrigen Kunden dran. Noch öfter spuckt der kleine schwarze Kasten auf dem Tresen Bestellscheine aus. Jeder Bon bedeutet einen Auftrag und damit Umsatz für Pizzabäcker Bikram Singh und sein kleines Team. Ein schwarzer Kasten für viel Geld Aber jeder Bon aus dem schwarzen Kasten heißt auch: Singh muss zahlen. Denn die Bestellungen aus dem Gerät kommen von einer Liefer-App aus dem Internet. Die so genannten Online-Vermittler heißen Lieferheld, Lieferando oder Pizza.de. Sie backen keine Pizza und kochen keine Spaghetti. Sie bieten den Pizzabäckern und Pastaköchen lediglich eine Plattform, über die sie ihre Gerichte in der ganzen Stadt verkaufen können. Und dafür verlangen sie einen Teil vom Umsatz, eine so genannte Provision. Bei Pizza.de beträgt diese Provision für kleine Pizzerien 14 Prozent. Von einer Hawaii für zehn Euro verlangt der Vermittler also 1,40 Euro. Das klingt erstmal nicht viel. Aber: Pizzabäcker Singh hat noch viele andere Kosten. Die Zutaten: etwa 1,50 Euro. Fixkosten wie Personal, Miete, Strom, Backofen, Herd, Töpfe, Pfannen, Fahrer, Benzin und Bürokram: 4,50 Euro. Die Mehrwertsteuer: 70 Cent. Nach Abzug all dieser Beträge bleiben dem Pizzabäcker von der Hawaii nicht mal zwei Euro übrig. Davon muss er leben, hat viel Arbeit und trägt das Risiko seiner kleinen Firma. Ich will mir das Geschäft nicht entgehen lassen. Auch wenn es sich kaum noch rechnet. Bikram Singh hat keine andere Wahl. „Ich will mir das Geschäft nicht entgehen lassen. Auch wenn die Gebühren dafür sorgen, dass es sich kaum noch rechnet“, sagt er. Böte er seine Pizza nicht online an, würden die Kunden einfach bei seiner Konkurrenz bestellen. Pizzerien gibt es in Düsseldorf genug. Jeder muss mitmachen, sonst verliert man. Das ist die Strategie der Vermittler. Und so bietet die Pizzeria Minerva auf allen Apps an. Der Kampf um das Geld der hungrigen Kunden wird mit ungleichen Waffen geführt. Als die Vermittler an den Start gingen, lockten sie die Pizzabäcker mit niedrigen Provisionen. Jeder neue Bringdienst war ihnen Wichtig. Denn nur mit einer großen Auswahl sind die Apps für Kunden attraktiv. Inzwischen sind sie ein fester Bestandteil der Internetwelt. Allein pizza.de und Lieferheld sind nach eigenen Angaben auf rund zwölf Millionen Smartphones installiert. Mehr als 9.000 Restaurants in über 1.000 Städten machen mit. Die Startups von einst sind dick gefüttert Aus den Startups von einst sind finanzstarke Unternehmen geworden, dick gefüttert mit Hunderten Millionen von reichen Geldgebern. Die Geldgeber wollen, dass sich ihre Investitionen lohnen. Sie fordern von Pizza.de und Lieferando immer höhere Gewinne. Das geht entweder mit noch mehr Pizzabäckern – oder mit höheren Provisionen und Gebühren, zum Leid der kleinen Pizzerien von nebenan. Allein um in der App gelistet zu werden, müssen Restaurants bei Pizza.de und Lieferheld eine Anmeldegebühr von jeweils 500 Euro zahlen. Lieferando kommt nach eigenen Angaben ohne Anmeldegebühr aus. Pizzabäcker Singh versucht nun, mit einer eigenen Strategie gegen den Preisdruck anzukommen. Er verteilt Flyer und wer statt über die App über die eigene Webseite der Pizzeria bestellt, bekommt einen Rabatt. Stammkunden packt Singh hin und wieder eine Flasche Wein mit ein. Gratis. Damit auch Neukunden zuerst die Internetseite der Pizzeria Minerva ansteuern und nicht die Seite eines Vermittlers, versucht der Geschäftsmann sein Restaurant in den Suchergebnissen nach oben zu bringen. Dafür zahlt er allerdings jeden Monat mehrere hundert Euro an einen noch viel größeren Giganten als Pizza.de oder Lieferando: den US-Konzern Google. Bestellt ihr Essen im Internet? Was sagt ihr zur Marktmacht der Online-Vermittler? Schreibt mir eure Meinung oder diskutiert mit uns auf Facebook oder Twitter. Zur Autorin: Eva Fischer ist Volontärin an der Georg von Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten.