30 Milliarden Euro sollen die Reimanns besitzen. Die Unternehmerfamilie (u.a. Jacobs Kaffee) gilt als reichste Familie Deutschlands, so steht es im Bilanz Report 2016. Allein im vergangenen Jahr sollen bei den Reimanns sieben Milliarden Euro dazugekommen sein. So viel Geld kann kein Mensch im Leben ausgeben. Gleichzeitig stehe ich im Rewe und überlege, ob 2,79 Euro nicht ein bisschen viel für ein Glas Nutella sind. Und damit habe ich definitiv noch ein Luxusproblem. Die Reichen werden reicher, die Armen immer ärmer. Oder doch nicht? Streit unter Experten Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hat einen Faktencheck vorgelegt, der das Gegenteil beweisen soll: Laut dem Report hat die "Vermögensungleichheit in Deutschland zuletzt nicht weiter zugenommen." Dabei muss man im Auge haben, dass das IW vor allem den Arbeitgebern nahe steht. Die Zahlen mögen stimmen, dass der Drift zwischen Arm und Reich gestoppt sei, ist aus meiner Sicht aber sehr hochgegriffen. Eher an Arbeitnehmer richtet sich eine Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler Stiftung. Sie kommt zu dem Schluss, dass die Ungleichverteilung jetzt deutlich höher ist, als noch vor zehn Jahren: "Der Aufschwung ist nicht in allen Bevölkerungsschichten gleichermaßen angekommen, sondern verteilt sich höchst ungleich." Was stimmt also? Werden die Reichen jetzt immer reicher oder die Armen doch nicht ärmer? Fakt ist, dass sich nicht einmal die Wissenschaftler darüber einigen können. Sie interpretieren die gleichen Zahlen höchst unterschiedlich. Forscher folgen politischen Interessen Die beiden Studien kommen zu komplett gegenteiligen Ergebnissen. Das liegt wohl daran, dass mit verschiedenen Interessen im Hinterkopf geforscht wurde. Die Arbeitgeber sind tendenziell gegen höhere Löhne und haben kein Interesse an einer Debatte um zu große Vermögen bei den Reichen. Die Arbeitnehmer sehnen sich dagegen nach Argumenten für höhere Löhne. Meiner Meinung nach geht das ganze Hin und Her zwischen Prozentzahlen aber am Ziel vorbei: Fakt ist, dass immer noch viele Menschen in Armut leben, während andere mehr Geld haben, als sie ausgeben können. Und auch wenn Deutschland im internationalen Vergleich auf einem guten Weg ist, sind wir noch lange nicht bei einer gerechten Gesellschaft angekommen.