26 Milliarden Euro - so viel fehlt den deutschen Hochschulen im Moment. Das sagen zumindest die Rektoren im neuen Hochschul-Barometer. Einmal im Jahr schreiben sie auf, was gut und was schlecht läuft. Ergebnis: Im Schnitt haben Universitäten und Fachhochschulen pro Student 9263 Euro zu wenig. Das meiste Geld fehlt den technischen Universitäten. Private Unis stehen finanziell viel besser da als staatliche. Die Rektoren bemängeln ebenfalls, dass deutsche Hochschulen nicht so angesehen sind, wie bekannte Unis in Großbritannien oder den USA. Wir haben anlässlich des neuen Hochschul-Barometers zwei Unis verglichen, die unterschiedlicher kaum sein können: die Technische Universität in Dortmund und die weltbekannte Oxford University vor den Toren Londons. Unser Autor Patrick studiert Journalistik in Dortmund und unser England-Korrespondent Paul Philosophie, Politikwissenschaften und Volkswirtschaft in Oxford. Hier ziehen beide einen knallharten Vergleich. Die Unis 5.000.000.000 Euro. So groß ist das Vermögen der Oxford University. „Woher genau der Reichtum kommt, weiß keiner mehr so genau“, sagt ein Mitarbeiter des Oxford University Endowment Funds. „Zuerst waren es Spenden von Königen und Edelmännern, dann Landbesitz, inzwischen sind es oft Firmenanteile und Tourismus“. Auch von der Regierung bekommt die Uni einige Millionen. Das Sparbuch ist über Jahrhunderte gewachsen. Die Uni gibt das Geld nie aus. Sie lebt praktisch allein von den monatlichen Zinsen. So wird das Vermögen nie kleiner. Die TU Dortmund wurde erst 1968 eröffnet und gehört zu einer Reihe von Unis, die in dieser Zeit im Ruhrgebiet entstanden sind. Nachdem der Bergbau immer mehr an Bedeutung verlor, beschloss die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen eine Bildungsreform. Heute sind fast 34.000 Studenten an der TU Dortmund eingeschrieben. Das Geld bekommt die Uni hauptsächlich vom Land NRW: Der Etat beträgt immerhin 309 Millionen Euro jährlich. Private Geldgeber machen nur einen kleinen Teil davon aus. Die Hörsäle In Oxford dienen so genannte Examination Schools im Herzen der Stadt als Vorlesungsräume. Das wunderschöne Gebäude mit Marmorböden und Gemälden an den Wänden ist eine Sehenswürdigkeit, die nur Studenten und Mitarbeiter von innen erleben dürfen. Aber so schön das Gebäude ist, macht es der Universität Sorgen. Fast jedes Jahr wird hier renoviert, um die bröckelnden Fassen in Stand zu halten. Ein teures – und lautes – Unterfangen. So schön wie in Oxford ist es in Dortmund nicht. Die Hörsäle sind riesige Betonklötze mit vielen Stuhlreihen, einer großen grünen Tafel und einem Beamer an der Decke. Nicht wirklich luxuriös. Länger als eine Vorlesung möchte man nicht auf den harten Holzstühlen sitzen. Ab und zu streikt auch die Technik: kaputte Lautsprecher oder abgestürzte Beamer - die technische Uni wird ihrem Namen nicht immer gerecht. Aber mal ehrlich: Eigentlich reicht das vollkommen. Wozu brauche ich einen wunderschönen Hörsaal, wenn ich nur ein paar Mal da bin, um einem Professor beim Reden zuzuhören? Die Bibliothek „In Oxford gibt es mehr als 100 Bibliotheken“, ist einer der ersten Sätze, die jeder Student zu hören bekommt. Tatsächlich: jedes noch so kleine Fachgebiet hat eine eigene Bücherei. Die zentrale Unibibliothek „Bodleian Library“ ist weltberühmt: Hier wurde "Harry Potter" gedreht. „In den Regalen liegt vieles, von dem wir keine Ahnung haben, was es ist, von wann es stammt und warum es hier ist“, erklärt ein Mitarbeiter. Bei mehr als 12 Millionen Büchern ist das auch kein Wunder. Meistens versucht die Universität, reiche Unterstützter für neue Projekte zu gewinnen. Der neue Bau ist dementsprechend nach einer wohlhabenden Londoner Familie benannt: „Weston Library“. In Dortmund gibt es neben ein paar kleinen Bibliotheken für verschiedene Fächer nur eine große Bib. Sie liegt in einem großen Gebäude auf fünf Etagen. Auch hier ist alles ziemlich zweckmäßig: Keine Holzvertäfelungen oder Kronleuchter, sondern einfache Neonröhren, Metallregale und Holztische. Dafür ist hier reichlich Platz: für etwa 1.800 Arbeitsplätze und 1,7 Millionen Bücher oder Magazine. Auch mit wenig Komfort kann man hier sehr gut lernen. Außerdem gibt es genug Scanner, Computer und Kopierer. Die Ausleihe funktioniert vollautomatisch. Die Mensa Anstatt einer zentralen Mensa gibt es in Oxford „Halls“. Genau wie bei Harry Potter sitzen auf einem erhöhten Tisch die Professoren, die Studenten an langen Holztischen darunter. Das klingt sonderbar, aber nach einigen Wochen wird es zur Gewohnheit. Auch kulinarisch ist das Ganze gewöhnungsbedürftig. Nicht umsonst ist die britische Küche verschrien, zu allem gibt es Pommes-Frittes. Das Ganze hat auch noch seinen Preis: zwischen fünf und neun Euro muss man pro Mahlzeit hinblättern. Manchmal übernimmt die Uni einen Teil der Essenskosten, meistens bleibt man aber auf den Kosten sitzen. Die Dortmunder Mensa ist auch eher einfach gehalten. An sieben Theken gibt es das Essen, dass man sich dort abholen muss. Auf der anderen Seite stehen einfach unglaublich viele Tische. Man könnte meinen, alle 34.000 Studenten finden hier einen Platz. Tatsächlich dauert es mittags aber schon etwas länger, einen freien Stuhl zu finden. Eine Mahlzeit kostet zwischen 2,50 und fünf Euro. Für Studenten ist alles einen Euro günstiger. Wenn man mal keine Lust auf das Essen in der großen Mensa hat, gibt es noch mindestens fünf weitere Restaurants auf dem Campus. Und draußen so... Zwei Dinge sind in Oxford heilig: Gras und Rudern. Der Rasen im Innenhof des „Lincoln College“ wurde 2015 zum zweitgepflegtesten Rasen der Welt gekürt. Ebenso sind die Flüsse in direkter Uni-Nähe sehr befahren und werden demnach in Stand gehalten. Es gibt sogar einen Reh-Park mitten in der Uni, weil irgendwer im Laufe der Jahrhunderte entschied, dass man Rehe in seinem Garten braucht. In Dortmund ist es auch ziemlich grün. Es gibt viele Wiesen, auf denen Studenten im Sommer grillen oder zwischen den Vorlesungen Sonne tanken. Die TU gewinnt sicher keinen Preis, wenn es um den gepflegtesten Rasen geht. Aber es ist schon ein großer Vorteil, dass überhaupt so viel Natur da ist. Andere Unis in Deutschland haben da deutlich weniger zu bieten. Fazit Es ist grandios an einer Universität wie Oxford studieren zu dürfen. Tolle Professoren kommen, weil sie hier genügend Forschungsgelder kriegen. Die Anlagen sind in einem hervorragenden Zustand. Nur leider verteilt sich dieser Wohlstand nicht besonders über die Universität: Einzelne „Colleges“ erhalten weitaus weniger Unterstützung als andere. Ich fühle mich sehr wohl an der TU Dortmund. Sicher, ein paar Kleinigkeiten könnten besser laufen. Die Technik müsste an vielen Stellen erneuert werden und alles könnte noch moderner rüberkommen. Aber so schlimm, dass Wände einstürzen oder alles kaputt geht, ist es hier nicht. Ich habe nie gemerkt, dass mir irgendetwas im Weg steht, um meine Ziele zu erreichen. Wer also nicht das Geld für eine private Uni oder (wie Paul) ein Stipendium hat, wird sicher auch an einer staatlichen Uni glücklich. Zu den Autoren: Paul Ostwald lebt und studiert in Oxford und berichtet für Orange aus England. Patrick Große ist 22 Jahre alt und studiert Journalistik an der TU Dortmund. Würdet ihr euch für eine staatliche oder eine private Uni entscheiden? Schreibt mir eure Meinung oder diskutiert mit uns auf Facebook oder Twitter. Und: Addet uns auf Snapchat unter orangehb Addet uns auf Snapchat: orangehb