Der Moment, in dem Kaiser's Tengelmann aufgab, war im Sommer 2015. Die Supermarktkette stellte ihre Eigenmarke „A&P“ ein. Das Label stand für „attraktiv und preiswert“ und sollte dafür sorgen, dass Kaiser's Tengelmann im Kampf gegen Discounter wie Aldi und Lidl wenigstens den Hauch einer Chance hat. 200 Produkte verkaufte die Kette unter dem Namen „A&P“. Dazu zählten Frischkäse, Milch und Quark, aber auch Kartoffelchips oder Waschmittel. Die Idee: Die Billigmarke sollte Kunden in die Filialen locken, die dort dann auch teure Markenartikel wie Coca Cola oder Maggi kaufen. Der Plan ging nicht auf. Heute steht Kaiser's Tengelmann vor dem Aus. Reichen zehn Euro für eine Woche Essen und Trinken? Die Krise der Supermarktkette steht Beispielhaft für den deutschen Lebensmittel-Markt. In kaum einem Industrieland kaufen so viele Menschen bei Discountern ein wie in der Bundesrepublik . Und in kaum einem Land ist der Preiswettbewerb unter den Anbietern so hart. Ergebnis: Fast nirgendwo in der westlichen Welt zahlt man weniger für Lebensmittel als in Deutschland. Ein Liter Vollmilch kostet nur noch 46 Cent. Eine Packung Nudeln gibt’s ab 49 Cent. Ein halbes Kilo Toastbrot für 55 Cent. Meine Kollegin Mona nimmt das zum Anlass für ein Experiment: Reichen zehn Euro, um sich eine Woche lang ausgewogen zu ernähren? Wir fragen uns gleichzeitig: Sind Lebensmittel hier wirklich so billig? Warum ist das so? Und was hat Aldi damit zu tun? Studie: Deutschland am günstigsten, USA am teuersten Das Marktforschungsinstitut IRI untersucht jedes Jahr die Preise für Lebensmittel in sieben Ländern Europas und den USA. Die Wissenschaftler vergleichen verschiedene Produkte, die jeder regelmäßig kauft. Dazu zählen etwa Wurst, Süßigkeiten und Tiefkühlpizza. Insgesamt vergleichen die Marktforscher 18 verschiedene Kategorien. Sie kaufen in jedem Land die gleichen Lebensmittel ein und prüfen am Ende, wo sie wie viel dafür bezahlt haben. Ergebnis beim jüngsten Test: In keinem untersuchten Land waren die Lebensmittel billiger als in Deutschland (siehe unten). Woran liegt das? Was hat Deutschland, was die anderen Länder nicht haben? Antwort: Preiskampf. Aldi, Netto, Lidl, Norma – die Liste der Discounter ist lang. Es gibt einfach ziemlich viele von ihnen. Und die Kunden kaufen gerne da ein, wo es am billigsten ist. Darum will jeder Laden seine Lebensmittel noch billiger anbieten als der andere. Es kommt zu sogenannten Preiskämpfen. Die Discounter versuchen, sich gegenseitig zu unterbieten. Besonders billig ist Aldi. Um da mithalten zu können, senken andere Märkte ihre Preise auf Aldi-Niveau. Wenn ein Discounter seine Preise senkt, ziehen alle anderen mit. In anderen Ländern gibt es nicht so viele Discounter. Ein Problem haben die Supermärkte, die nicht so billig wie Discounter sind. Rewe, Edeka, Real oder Kaufland sind insgesamt teurer als Aldi und Co. Damit sie mit den Discountern mithalten können, haben sie wie auch Kaiser's Tengelmann eigene Billigmarken eingeführt. Zu den bekanntesten zählen die „Ja!“-Produkte von Rewe. Neben dem teuren Marken-Pudding von Dr. Oetker steht bei Rewe der billige „Ja!“-Pudding im Regal. Im Schnitt kosten die Billigprodukte nur halb so viel wie die Markenartikel. Eine Zeit lang versprach Rewe für seine „Ja!“-Produkte in der Werbung sogar einen „täglichen Preisvergleich mit Aldi“. Kaiser’s Tengelmann: Preiskampf nicht überlebt Kaiser's Tengelmann-Eigner Karl-Erivan Haub wollte seine Supermarktkette eigentlich an Edeka verkaufen. Edeka hätte das Billigsegment dann wohl mit seiner Eigenmarke „gut und günstig“ bedient. Doch dazu kam es nicht. Ein Gericht stoppte die geplante Übernahme, nachdem mehrere Konkurrenten dagegen geklagt hatten. Zuvor hatte schon das Bundeskartellamt den Verkauf an Edeka untersagt. Die Behörde hatte Bedenken, dass Edeka zu mächtig wird. Der Staat will, dass unter den Supermärkten weiter ein harter Wettbewerb herrscht. Dann bleiben die Lebensmittel billig. Feiert ihr die günstigen Preise der Discounter? Oder glaubt ihr, dass dabei die Qualität leidet? Schreibt mir eure Meinung oder diskutiert mit uns auf Facebook und Twitter. Und: Addet uns auf Snapchat unter orangehb