Francesca ist 23 Jahre alt und studiert in Groningen in den Niederlanden. Für Orange berichtete sie zuvor aus der französischen Hauptstadt. Heute berichtet sie, warum das Studium in den Niederlanden bald deutlich teurer wird. BAföG beantragen - zwei Worte, die mir als Student einen Schauer über den Rücken jagen. Und das alle Jahre wieder. Ganz plötzlich scheint die Relativitätstheorie ein Kinderspiel und man könnte ja eigentlich auch mal wieder das Haus putzen. Nein, besonders viel Spaß macht es nicht, sich durch die Berge von Papierkram zu wühlen. Darum kümmern sollte man sich trotzdem rechtzeitig, um die finanzielle Unterstützung zu erhalten, die sicher jeder Student sehr gut gebrauchen kann. Meines Erachtens ist das BAföG nicht nur herrlich deutsch und kompliziert, sondern auch nicht besonders fair. Auf dem Papier sieht es dann oftmals wie folgt aus: Bist du sparsam kriegst, du leider nichts. Besser ist es, sein eigenes Konto auf Sparflamme zu halten, und wenn möglich das von Mami und Papi gleich mit. Eine Studienkollegin hat im vergangenen Jahr ihren Vater verloren. Ein Viertel Haus wurde ihr daraufhin als Erbe überschrieben. Damit ist es mit dem BAföG endgültig vorbei. Aber anders als mit einer Dreiviertel-Hose ist mit einem Stückchen Haus nicht viel anzufangen. Es wärmt nicht. Es nährt auch nicht, und verkaufen lässt es sich ebenfalls schlecht. Und es liegt leider auch noch 300 Kilomater von der Universität entfernt. Das niederländische Stufi war fairer als BAföG Einfach geht anders. Bisher nicht nur einfach, sondern auch richtig spendabel war das „Stufi“ in Holland. Die niederländische Studienfinanzierung war unkompliziert und in seiner Grundidee unabhängig vom Verdienst der Eltern. Als Student bekam man seine Studiengebühren gezahlt, ein Taschengeld und sogar noch eine Fahrkarte oben drauf. Wer in den Urlaub fuhr, konnte sich die Fahrkarte auch auszahlen lassen. Es gab ein Bauklotzsystem bestehend aus vier Säulen, in dessen Fokus der Wohnsitz des Studenten stand. Wer noch zu Hause wohnte, bekam weniger, stand man hingegen bereits auf eignen Beinen, gab es etwas mehr. Das galt rein theoretisch auch für ausländische Studenten in den Niederlanden, allerdings musste man dafür neben der Uni 56 Stunden monatlich jobben. Das gestaltet sich je nach Stadt, dem eigenen Zeitmanagement und Sprachkenntnissen als schwierig bis unmöglich. Wer dann jedoch seine Ausbildung in Regelstudienzeit abgeschlossen hat, bekam den größten Teil geschenkt. Unsere Studienprogramme hier dauern drei oder vier Jahre, fertig sein musste man nach zehn Jahren. Darauf folgen 35 Jahre, die man hat, um den Studienkredit, der eine der Säulen darstellt, zurückzuzahlen. Es steht einem jedoch in jedem Fall frei zu wählen, welche der Säulen man nutzen möchte. Das Stufi-Märchen ist vorbei Was wie ein Märchen klingt, ist nun leider auch wieder fast vorbei. Ab diesem Jahr gibt es das Stufi in dieser Form nicht mehr. Es muss viel mehr Geld zurückgezahlt werden, gleichzeitig darf man aber neben dem Studium mehr verdienen. Die Konsequenz daraus ist, dass es weniger junge Menschen in die Städte und an die Universitäten zieht. Ein Studium ist nicht mehr so attraktiv, wie es einmal war. Vielen fehlt das Startkapital. Lieber bleibt man noch etwas im Hotel Mama, macht vielleicht eine Ausbildung oder sucht sich einen Job in der Umgebung. Ist das die Lösung? Muss man sich denn immer mit Extremen rumschlagen, oder können wir eventuell doch einen Mittelweg finden? Was für Signale senden wir mit einem solchen System eigentlich an junge Leute? Und müssen sich Familien in Deutschland wirklich über Jahre hinweg Strategien ausdenken, um Vater Staat zu bescheißen, damit die Kinder eine halbwegs vernünftige Ausbildung genießen können? Nein, es geht uns allen sicherlich nicht schlecht. Dennoch kann es meiner Meinung nach nicht angehen, dass Erbe oder Abfindung der Eltern darüber entscheiden, wo für uns Schluss ist mit Hörsaal und Hochschule. Wie finanziert ihr euer Studium? Habt ihr Erfahrung mit BAföG, und findet ihr das System fair? Diskutiert mit uns auf Facebook oder Twitter! Und: Addet uns auf Snapchat unter orangehb.