Anna ist 23 Jahre alt und studiert gerade für ein Semester an der Universität von Vilnius in Litauen. Für Orange berichtet sie, warum immer mehr Litauer das Land verlassen. „Ich würde bleiben, wenn es hier mehr Möglichkeiten für mich gäbe, aber in Litauen sind die Jobs begrenzt und schlecht bezahlt.“ Noch studiert Saule Wirtschaft an der Universität von Vilnius, Litauens Hauptstadt. Eines ist ihr aber jetzt schon klar: Nach dem Studium will die Neunzehnjährige ihr Land verlassen. Wo es hingehen soll, weiß sie noch nicht. Vielleicht nach Deutschland, in die USA oder nach Singapur. Sie möchte im Finanzsektor arbeiten, Karriere machen. So wie Saule geht es vielen jungen Litauern. Die litauische Wirtschaft bietet nicht genug Arbeitsplätze und selbst mit Uniabschluss sind die Verdienstmöglichkeiten sehr gering. Ein Arzt verdient im Monat etwa 600 Euro. Damit kommt man in Litauen zwar über die Runden, aber von Wohlstand kann bei diesem Gehalt nur geträumt werden. Viele studieren im Ausland Kein Wunder, dass so viele junge, gut ausgebildete Litauer das Land verlassen. In der Ferne locken hohe Gehälter und bessere Aufstiegsmöglichkeiten. Viele von Saules Freunden studieren im Ausland. Ihre große Schwester lebt in Luxemburg. Ihr Vater arbeitet seit ihrer Kindheit in Deutschland. Er hat sich dort seine eigene Baufirma aufgebaut. Auch, wenn die einzelnen Beweggründe nachvollziehbar sind, für Litauen stellt die zunehmende Abwanderung ein großes Problem dar. Seit Litauens Unabhängigkeit 1991 haben über eine halbe Million Litauer das Land verlassen. Ein erheblicher Verlust für ein Land, das mit 2,9 Millionen sogar weniger Einwohner als Berlin hat. Dabei steckt viel Potential in dem kleinen Land. Die Frage ist nur, wer soll das Land voranbringen, wenn nicht die jungen Menschen? Das Land muss attraktiver werden, nicht nur für die eigene Bevölkerung, sondern auch für junge Leute aus dem Ausland. Neben besseren Verdienstmöglichkeiten müssten vor allem das Gesundheits- und Bildungssystem vorangebracht werden. Litauen muss sich aus eingefahrenen politischen Strukturen lösen und härter gegen Korruption vorgehen. Die erste Generation Litauens, die in Freiheit aufgewachsen ist Saule hofft, dass ihr Land diese Herausforderungen meistern wird. Fühlt sie sich schuldig nicht daran mitzuwirken? „Nicht jetzt“, sagt sie, „Vielleicht, wenn ich älter bin.“ Sie gehört zur ersten Generation Litauens, die in einem freien und unabhängigen Land aufgewachsen ist. Vielleicht verstärkt dies den Drang, junger Litauer die Welt zu erkunden. Eine Rückkehr ist natürlich nicht ausgeschlossen, aber erstmal möchte Saule ihren eigenen Weg gehen. Was wollt ihr gern von Anna aus Litauen erfahren? Schreibt uns eure Themen-Wünsche und diskutiert mit uns auf Facebook oder Twitter! Und: Addet uns auf Snapchat unter orangehb.