Was haben Marrakesch und Braunkohle gemeinsam? Nichts? In der Sagen umwobenen marrokanischen Stadt wissen die Menschen vermutlich nicht einmal, dass wir in Deutschland riesige Löcher in die Erde graben und die so gewonnene Kohle in Strom verwandeln. Trotzdem ist Braunkohle gerade ein Megathema. Unsere Umweltministerin Barbara Hendricks wäre nämlich beinahe mit Nichts in den Händen zum jüngsten Umweltgipfel nach Marrakesch gefahren. Das wäre ziemlich peinlich gewesen. Doch immerhin: Nach einem heftigen Streit haben sich Kanzlerin Angela Merkel, Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel und Hendricks auf den letzten Drücker darauf verständigt, dass Deutschland bald keine Braunkohle mehr verbrennen will. Mit diesem Klimaschutzplan für das Jahr 2050 muss sich Deutschland wenigstens nicht vor den anderen Ländern blamieren. Auch wenn unsere Regierung sich auf kein festes Datum für den Ausstieg festgelegt hat. Braunkohle belastet die Umwelt besonders Momentan gibt es in Deutschland noch 47 Braunkohlekraftwerke (Stand: 31. August 2015), die auf mehrere Regionen (Rheinland, Lausitzer Revier und Mitteldeutschland) verteilt sind. Im Rheinland fördert der Energiekonzern RWE jedes Jahr rund 100 Millionen Tonnen Braunkohle. Die Kraftwerke sind im Durchschnitt 35 Jahre alt. Manche müssten deswegen erneuert werden. Gegner der Braunkohlekraftwerke fordern, sie einfach ganz abzuschalten. Elf der 13 ältesten RWE-Kraftwerksblöcke sind seit 2013 bereits stillgelegt worden. Seit Monaten gab es Streit um den deutschen Klimaschutzplan (vor allem über das Thema Braunkohle), weil vor allem Vertreter der Wirtschaft den Verlust von Tausenden Arbeitsplätzen fürchten. Umweltvertreter dagegen weisen darauf hin, dass das Verbrennen der Braunkohle für mehr als 50 Prozent der Kohlendioxid-Emissionen im Stromsektor verantwortlich ist. Würden wir diese Kraftwerke abschalten, wäre das ein enormer Beitrag für den Umweltschutz. Braunkohle ist der fossile Brennstoff, von dem die höchste Klima- und Umweltbelastung im Vergleich mit Steinkohle, Erdöl oder Erdgas ausgeht. Seit mehr als 250 Jahren gewinnen wir Energie aus Braunkohle. Seit den 90er-Jahren ist der Primärenergieverbrauch (PEV) Braunkohle rückläufig; das heißt, wie viel Strom insgesamt aus Braunkohle gewonnen wird. Bei der Energiegewinnung durch Braunkohle werden sehr viele Schadstoffe, unter anderem zwischen 850 und 1.200 Gramm CO2 pro Kilowattstunde (kWh), freigesetzt. Wind und Sonne sind die einzigen echten Alternativen Das ist nicht mit unseren politischen Zielen vereinbar: Laut Koalitionsvertrag soll der Ausstoß von Treibhausgasen bis 2050 (gegenüber 1990) um 80 bis 95 Prozent gesenkt werden. 1990 wurden 21 Prozent der Energie aus Braunkohle gewonnen. 2014 waren es nur noch zwölf Prozent. Ja, die Gewinnung durch den fossilen Brennstoff ist gesunken, aber die zwölf Prozent sind der Wert seit 2011. Momentan ändert sich also nicht mehr viel. Steinkohle, Öl und Gas sind aber keine wirkliche Alternative. Die Hoffnungen ruhen deshalb auf den erneuerbaren Energien (Windräder oder Solartechnik). Und selbst wenn Arbeitsplätze durch den Ausstieg aus der Braunkohle verloren gehen, bekämen wir neue durch die Investition in regenerative Energien. Auf dem Gipfel in Marrakesch ist der Blick nach vorn gerichtet. Ziel ist eine „annähernd klimaneutrale Zukunft“. Braunkohle passt da nicht mehr. Für diese Zukunft braucht Deutschland deshalb einen Ausstiegsplan. Und dazu gehört auch ein genaues Ausstiegsdatum. Sonst wird das nichts mit der klimaneutralen Zukunft. Wie steht ihr zur Energiegewinnung durch Braunkohle? Seid ihr auf Seiten der Wirtschaft oder der Umwelt? Schreibt mir eure Meinung und diskutiert mit uns auf Facebook und Twitter. Und: Addet uns auf Snapchat unter orangehb