Stand: 23.12.2016, 12:00 Uhr Der mutmaßliche Attentäter Anis Amri ist in Italien erschossen worden. Das bestätigte der italienische Innenminister Marco Minniti am Freitagmittag auf einer Pressekonferenz. Amri, der am Montagabend mit einem LKW über den Berliner Breitscheidplatz gerast war und dabei zwölf Menschen getötet und knapp 50 Personen verletzt hatte, sei den Behörden bei einer normalen Polizeikontrolle in Mailand ins Netz gegangen. Dort habe Amri „ohne zu zögern“ eine Waffe gezogen und geschossen. Ein getroffener Polizist schwebe nicht im Lebensgefahr. Der Polizei zufolge hatte der erschossene Terrorverdächtige bei der Kontrolle gegen 3.30 Uhr keine Dokumente bei sich. Er wurde anhand der Fingerabdrücke eindeutig identifiziert. Stand: 22.12.2016, 21:00 Uhr Die Bundesanwaltschaft geht inzwischen davon aus, dass Anis Amri den Lkw gefahren hat. Die Spurensicherung hat seine Fingerabdrücke im Fahrzeug gefunden. Die Behörde hat einen Haftbefehl gegen ihn erlassen. Das teilte eine Sprecherin am Abend in einer Pressekonferenz mit. Stand: 22.12.2016, 10:36 Uhr Ermittler suchen europaweit nach dem mutmaßlichen Täter und etwaigen Komplizen, die am Montagabend einen Lkw in einen Weihnachtsmarkt in Berlin gesteuert haben. Mindestens zwölf Menschen starben, 48 weitere wurden verletzt. Von einem konkreten Verdächtigen hat das Bundeskriminalamt nun auch Fotos veröffentlicht. Gesucht wird der 24-jährige Tunesier Anis Amri. Er sei 178 Zentimeter groß, wiege ungefähr 75 Kilogramm und habe schwarze Haare und braune Augen. Ein Asylantrag Amris sei im Sommer abgelehnt worden, eine Abschiebung aber gescheitert, so die Berliner Ermittlungsbehörden am Mittwoch. Am Donnerstagmorgen durchsuchten Polizisten eine Flüchtlingsunterkunft in Nordrhein-Westfalen, über das Ergebnis war zunächst noch nichts bekannt. Etwa 100 Beamte sollen an der Aktion beteiligt gewesen sein. Zwischenzeitlich appellierte der Bruder des Verdächtigen Anis Amri an ihn: Er solle Aufgeben. "Ich bitte ihn, sich der Polizei zu stellen", sagte Abdelkader Amri der Nachrichtenagentur AP. Seine Familie sei erschüttert über den Anschlag und werde sich von ihm lossagen, sollte sich der Verdacht bestätigen. Der Bruder vermutet, Anis Amri könnte sich in einem italienischen Gefängnis radikalisiert haben. Dort musste er einsitzen, kurz nachdem er Tunesien verlassen hatte. Anis Amri wurde von März bis September überwacht Im März sei gegen ihn ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, so die Generalstaatsanwaltschaft. Die Behörden hatten Informationen über einen möglichen Einbruch, den Amri plane, um Mittel für den Kauf automatischer Waffen zu beschaffen. "Möglicherweise, um damit später mit noch zu gewinnenden Mittätern einen Anschlag zu begehen", so die Staatsanwaltschaft. Daraufhin sei der 24-Jährige ab März überwacht worden. Wegen fehlender Hinweise zu den erhobenen Vorwürfen habe man die Überwachungsmaßnahmen im September aber wieder eingestellt. Jetzt warnen die Ermittler: Amri könnte gefährlich und bewaffnet sein. Sollte man ihn antreffen, "benachrichtigen Sie die Polizei. Bringen Sie sich selbst nicht in Gefahr." Hinweise belohnen die Fahnder mit bis zu 100.000 Euro. Laut "New York Times" hat sich Amri über den Bau von Sprengsätzen informiert. Auf welchen Zeitraum sich diese Angaben beziehen, war zunächst noch unklar. Weiter berichtet die Zeitung, Amri habe mindestens einmal über den Messenger Telegram in Kontakt zur Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) gestanden. Auch soll sein Name auf der US-Flugverbots-Liste gestanden haben. Verdächtiger wohl bewaffnet und gefährlich Nach Informationen der "Mainzer Allgemeinen Zeitung“ und des Hessischen Rundfunks sollen im Fußraum des Führerhauses des Lkw eine Duldung mit Personalien gefunden worden sein. "Süddeutsche Zeitung", NDR und WDR berichten, das Dokument sei auf den 1992 geborenen Tunesier ausgestellt. Auch die Hintergründe des Angriffs und der genaue Tatablauf beschäftigen die Sicherheitsbehörden weiterhin. Die meisten Weihnachtsmärkte in der Hauptstadt sollen derweil wieder öffnen. Der Breitscheidplatz bleibt weiter abgeriegelt. IS reklamiert Anschlag für sich Der IS hat sich zu dem Angriff auf den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche bekannt. Allerdings steht bislang nicht fest, ob wirklich eine so weit verzweigte Organisation hinter dem Anschlag steht oder der Täter auf eigene Faust handelte. Der IS hatte über sein Sprachrohr Amak verbreitet, der Angriff sei eine Reaktion auf Aufrufe gewesen, die Bürger von Staaten der Anti-Terror-Koalition anzugreifen. Am Dienstagabend fand an der Gedächtniskirche direkt am Breitscheidplatz ein Gedenkgottesdienst statt. Die gesamte deutsche Staatsspitze um Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck hielten dort gemeinsam mit Bürgern inne. Schon zuvor hatten zahlreiche Menschen am Breitscheidplatz Blumen niederlegt, um ihre Anteilnahme zum Ausdruck zu bringen. Pressekonferenz der Berliner Behörden am Dienstag „Wir haben den falschen Mann“, heißt es in der Berliner Polizei am Dienstag. „Und damit eine neue Lage. Denn der wahre Täter ist noch bewaffnet auf freiem Fuß und kann neuen Schaden anrichten.“ Die Bereitschaftspolizei der Hauptstadt und die Spezialkräfte seien informiert. Die Angaben des mutmaßlichen Täters seien überprüft und als korrekt erachtet worden. Er ist nicht der gesuchte Fahrer und wurde deshalb wieder auf freien Fuß gesetzt. Innenminister Thomas de Maizière spricht in einer Pressekonferenz am Dienstag von einem Anschlag, es sei deutlich, dass es sich nicht um einen Unfall handele. Der Beifahrer tot, mit Stich und Schusswunden im Führerhaus aufgefunden, der Lastwagen sei bewusst in die Menge gesteuert worden. Auf der Pressekonferenz der Berliner Behörden ist von einer erhöhten Polizeipräsenz der Berliner Polizei die Rede. Polizeipräsident Klaus Kandt spricht von "robuster" Präsenz, die Polizisten werden mit Maschinengewehren die Weihnachtsmärkte absichern. Auch im Rest der Stadt soll, laut Berliner Innensenator Andreas Geisel, verstärkte Polizeipräsenz herrschen. Auch das Sicherheitskonzept für die Silvesterfeier in Berlin soll erneut verschärft werden. Mitarbeit: Jim Decker, Moritz Löhr, Lilian Fiala, Annika Williamson, Anja Wollschlaeger