Der FC St. Pauli macht seinem Ruf, grundsätzlich alles anders als andere machen zu müssen, mal wieder alle Ehre. In einem Brief an die Deutsche Fußball-Liga fordern die Hamburger für die nächste Mitgliederversammlung des Ligaverbands, für „die Aufkündigung der Solidargemeinschaft in der Bundesliga und 2. Bundesliga“ abzustimmen. Was zunächst nach viel juristischem Blabla klingt, ist eine wirtschaftliche Kriegserklärung an jene vier Klubs, die als hundertprozentige Töchter von Unternehmen oder aber durch Investoren unterstützt werden und damit, nach dieser Auffassung, gegen die sogenannte 50+1 Regel verstoßen. Direkt betroffen sind Wolfsburg, Leverkusen, Hoffenheim und bald auch Hannover. Diese Klubs sollen nach Auffassung St. Paulis zukünftig komplett von der Verteilung der TV-Gelder ausgeschlossen werden. Geld sei bei besagten Vereinen schließlich reichlich vorhanden, da können die Erlöse durch Fernsehübertragungen doch den anderen zu Gute kommen - so die grobe Argumentation der Hamburger. Gegenwind aus der Bundesliga In Zahlen müssten die Klubs dieser Rechnung nach pro Saison auf circa 35 Millionen Euro verzichten. Zustande kommen diese Gelder durch den riesigen und stets steigenden Umsatz der DFL. Sie verkauft die Fernsehrechte teuer an Sender, die durch Wettbieten bei der Verteilung der Lizenzen die Preise immer weiter in die Höhe schießen lassen. Für das aktuelle Jahr erhält die Fußballliga 615 Millionen Euro allein für die Übertragungsrechte. Pauli bekommt von dem betroffenen Klubs reichlich Gegenwind. In einem Brief bezeichnen diese die Forderung der Hamburger als "unbegründet". Aus der zweiten Liga könnten die Kiezkicker hingegen Rückendeckung bekommen. Dem Kiezklub geht es dabei sicherlich nicht nur ums Geld. Der Verein, der sein Image als Kultklub pflegt, möchte damit womöglich auch ein Zeichen für Fußballtradition setzen. Oder zumindest für das Erlebnis als Spiel, in dem die Entwicklungsfreude die Investitionsfreude schlägt. Was bleibt sind Diskussionen, die am 2. Dezember wohl ihren Höhepunkt finden. Dann findet die Mitgliederversammlung der DFL statt. Unwahrscheinlich, dass St. Pauli dann eine Mehrheit bekommt. Aber zumindest für das Thema ist die Öffentlichkeit jetzt sensibilisiert.