Noch drei Monate bis zur Präsidentschaftswahl in Frankreich am 23. April und 7. Mai. Der Wahlkampf in unserem Nachbarland läuft längst auf Hochtouren. Wir kennen nun die Liste der Kandidaten, die Sozialisten haben ihre Vorwahl abgeschlossen und ihren Favoriten bestimmt: den ehemaligen Bildungsminister Benoît Hamon. Ursprünglich galt Ex-Premierminister Manuel Valls als heißester Anwärter, doch Hamon hat sich durchgesetzt. Der Sozialist verspricht 750 Euro für alle Hamon gehört zum linken Flügel der Sozialisten. Er tritt mit einen Programm an, das viele als „utopisch“ bezeichnen, das aber viele Franzosen ansprechen könnte: weniger Arbeitszeit und 750 Euro Grundeinkommen für alle Franzosen. Wie das bezahlt werden soll? Hamon hat nichts dagegen, mehr Schulden zu machen. Ob die marode französische Wirtschaft so wieder in Schwung kommt? Fraglich. Sein Gegenspieler bei der Vorwahl zeigte sich dennoch als guter Verlierer. Manuel Valls wünschte Hamon „viel Glück“. Er betonte, dass alle sich mobilisieren müssen, damit Marine Le Pen, die Chefin des rechtsextremen Front National, nicht „das neue Gesicht Frankreichs“ wird. Für Le Pen sorgt die Ernennung von Hamon für harte Konkurrenz. Wie die Rechtspopulistin spricht nämlich auch der Sozialist eher ärmere Wähler an. Während die Sozialisten ihren Kandidat gewählt haben, stehen die konservativen Republikaner unter Schock. Denn ihr Kandidat, der ehemalige Premierminister François Fillon, ist in einen handfesten Skandal verwickelt. Schon wackelt seine Kandidatur. Seine Frau Penelope hat als seine Assistentin im Parlament über neun Jahre insgesamt 500.000 Euro kassiert. Es wird aber bezweifelt, dass sie überhaupt gearbeitet hat. Die Staatsanwaltschaft hat schon Vorermittlungen eröffnet. Skandal um den Konservativen Kandidaten Frankreich steht Kopf. Ständig wird dieses Thema in Medien, den Schulen und Universitäten diskutiert. Viele Menschen sind empört, dass Fillon, der sich besonders korrekt gab, in eine derartige Geldaffäre verwickelt sein soll. Innerhalb von zwei Tagen haben 175.000 Menschen eine Petition im Internet unterzeichnet. Sie verlangt, dass Fillons Frau das Geld zurückzahlt. Sollte tatsächlich ein Ermittlungsverfahren eingeleitet werden, will Fillon nicht mehr Kandidat sein. Aber wer wird dann der Kandidat der Konservativen? Sein Konkurrent, der ehemalige Premierminister Alain Juppé, hat schon abgesagt. Bleibt nur noch der bei den Franzosen unbeliebte Ex-Präsident Nicolas Sarkozy. Der Fillon-Skandal bedeutet ganz klar einen Vorteil für Marine Le Pen, zu der Wähler von Fillon überlaufen könnten. Wenn dieser nicht antritt, bedeutet das vielleicht, dass Marine Le Pen wirkliche Chance hat, Präsidentin zu werden? Noch gilt François Fillon als der Favorit für die Präsidentschaft. Laut jüngsten Umfragen kommt der Konservative auf Platz zwei im ersten Wahlgang hinter Marine Le Pen. In der Stichwahl, dem zweiten Wahlgang, würde sich laut Umfragen aber Fillon gegen Le Pen durchsetzen. Auf Platz drei steht derzeit ein weiterer Kandidat: Der ehemalige Wirtschaftsminister Emmanuel Macron. Er tritt mit seiner eigenen Bewegung „En Marche“ an will mit einem wirtschaftsfreundlichen Programm Wähler aus der Mitte für sich gewinnen.