Was ein durchschnittlicher Arbeitnehmer in Deutschland in einem Jahr verdient, übertrifft er an einem einzigen Tag: Bill McDermott ist der wohl bestbezahlte Manager der Republik. Der Vorstandsboss des Softwareherstellers SAP hat im vergangenen Jahr rund 14,3 Millionen Euro verdient – 44 Prozent mehr als noch 2015. Sein Erfolgsgeheimnis: Er ist Amerikaner. Um solche Summen zu begreifen, braucht es Profis. Wir haben einen gefragt, der Ahnung haben muss: Heinz Evers ist Vergütungsberater für Vorstände. Für das Handelsblatt durchleuchtet er jedes Jahr die Geschäftsberichte der größten Konzerne – immer auf der Suche nach dem wahren Jahresgehalt der Bosse. Das zu ermitteln ist gar nicht so leicht. Denn die Unternehmen können allerhand verschleiern. SAP-Chef McDermott verdankt einen großen Teil seines Megagehalts einer ziemlich banalen Tatsache: Er ist Amerikaner. Zu seinem Grundgehalt von 1,4 Millionen Euro kommen nämlich satte 1,6 Millionen Euro an so genannten Nebenleistungen. Dazu zählen Aufwendungen für doppelte Haushaltsführung und Flüge. „Wenn er regelmäßig erste Klasse in die USA fliegt, kommen allein dadurch schnell ein paar Hunderttausend Euro zusammen“, erklärt Experte Evers. Bei „normalen“ Vorständen liegen die Nebenleistungen meist unter 100.000 Euro. In der Regel umfassen diese nicht viel mehr als einen Dienstwagen, Versicherungen und ein paar Ausgaben für die Sicherung der Privatwohnung. Aber Bill McDermott ist kein normaler Vorstand. Von seinem Rentenbeitrag kaufen andere ein Haus. Das zeigt sich auch beim Bonus. Laut Geschäftsbericht wären für 2016 rund 2,38 Millionen Euro fällig gewesen, wenn er seine Ziele zu 100 Prozent erreicht hätte. McDermott hat seine Vorgaben jedoch übertroffen. Und so flossen ihm mehr als 2,7 Millionen Euro an „einjähriger variabler Vergütung“ zu. Richtig abkassiert hat der Manager bei der „mehrjährigen variablen Vergütung“. Die soll dafür sorgen, dass der Vorstand seine Entscheidungen nicht nur mit Blick auf schnelle Gewinne trifft – sondern auf langfristige Ziele ausrichtet. Im abgelaufenen Jahr hat der SAP-Chef hier einen Anspruch auf satte acht Millionen Euro erworben. Das Geld wird zum Teil erst in den kommenden Jahren ausgezahlt. Zum vollständigen Verdienst fehlt noch die Altersvorsorge. Von dem Betrag, den SAP allein für 2016 für die spätere Betriebsrente des Chefs ausgab, kaufen manche Bürger ein Haus: 571.000 Euro. Alles zusammengerechnet ergibt das ein Jahresgehalt von 14,3 Millionen Euro. Maximaler Bonus: Mehr als 33 Millionen Euro. Es hätte noch deutlich mehr sein können. Denn SAP hat die erfolgsabhängige Vergütung so gestaltet, dass der Vorstandschef einen Bonus von bis zu 33,1 Millionen Euro hätte verdienen können. "Das ist einzigartig im Dax", sagt Heinz Evers. Und auch das liegt mit daran, dass Bill McDermott Amerikaner ist, erklärt der Experte. Denn: In Amerika gebe es praktisch keine Begrenzung der Vorstandsgehälter. „Bill McDermott gilt in den USA als hervorragender Manager und spricht perfekt Englisch. Er könnte sofort zu einem US-Konzern wechseln.“ Mit anderen Worten: Mit den immensen Bonus-Möglichkeiten versucht SAP zu verhindern, dass McDermott zur Konkurrenz wechselt. Dazu passt, wie der Softwarekonzern seine „mehrjährigen variablen Vergütungen“ ausgestaltet hat. „Nur 60 Prozent davon hängen an Erfolgskennzahlen wie dem Gewinn oder der Entwicklung des Aktienkurses“, erklärt Evers. „40 Prozent des Bonus‘ erhält der Manager allein dafür, dass er nicht während der Vertragslaufzeit kündigt.“