Fernsehen war gestern. Heute ist Streaming. Netflix und Co. haben uns. Kulturpolitiker der EU fordern eine Europa-Quote für Serien. Das braucht kein Mensch. Fernsehen ödet mich an. Langweilige Kochshows, immer dieselben Soaps und lächerliche Realityformate. Kein Wunder, dass es junge Menschen wie mich immer öfter zu Netflix oder Amazon Prime verschlägt. Stundenlang schaue ich mir dort gut gemachte Serien aus den USA an. Formate aus Europa flimmern eher selten über meinen Bildschirm. Das EU-Parlament will das ändern. 30 Prozent der Inhalte bei Netflix, Amazon Prime und Co. sollen aus der EU stammen. Das hat der Kulturausschuss des europäischen Parlaments vorgeschlagen. Die EU-Kommission forderte bisher nur eine Quote von 20 Prozent. Das soll nicht bedeuten, dass weniger US-Serien zu sehen sind. Es soll einfach mehr Formate aus Europa geben. An sich ist das ein gutes Ziel. Aber eine Europa-Quote ist der völlig falsche Weg. Mit Serien kann ich in fremde Welten abtauchen Wenn sich Menschen aus Europa eine Serie anschauen, dann soll die auch europäische Werte vermitteln. So wünscht es sich die EU. Unsere öffentlich-rechtlichen Sender wie ARD und ZDF haben auch genau diesen Auftrag. Sie sollen die Verständigung zwischen den Völkern in Europa stärken. Heißt das, dass eine Serie aus den USA die Werte in Europa missachtet und nicht zur Völkerverständigung beiträgt? Sicher nicht! https://twitter.com/cydia_dev/status/856669444659085313 Weltweite Streamingangebote wie Netflix haben schließlich den Vorteil, dass man sich Serien von überall anschauen kann. Es kann nicht schaden, ab und zu in andere Welten abzutauchen. Das ist gelebte Globalisierung. Und so sehr unterscheidet sich das Leben in den USA, wie es viele Serien zeigen, auch nicht von unserem. Lieber den Wettbewerb ankurbeln Wahrscheinlich geht es dem Kulturausschuss aber eher um wirtschaftliche Fragen. Die Parlamentarier wollen den Wettbewerb ankurbeln. Netflix und Amazon sollen endlich auch öfter mit europäischen Produzenten arbeiten. Auch das ist ein guter Plan, aber eine feste Quote ist zu kurz gedacht. Streamingdienste wären verpflichtet, eine gewisse Zahl an Serien in Europa zu produzieren. Sie stünden also unter dem Druck der Quote. Darunter wird die Qualität leiden. Auch Serienmacher sind Künstler und die sind besser mit Herzblut dabei, als durch eine Quote zu etwas gezwungen zu werden. Die EU sollte Anreize schaffen, damit Netflix und Amazon mit Europäern zusammenarbeiten wollen. Geld für Netflix, das nur in Serien aus Europa gesteckt werden darf zum Beispiel. Denn auch Netflix möchte schließlich Serien in immer mehr Ländern drehen. Dass es auch so funktioniert, zeigen die französische Serie „Marseille“ auf Netflix oder die erste deutsche Produktion „You Are Wanted“ bei Amazon Prime. https://twitter.com/pantaleon/status/830072462633222144 Europa hat Angst vor den Kult-Serien aus den USA Sind die Bedingungen gut, werden Streamingportale auch Serien in Europa machen. Eine feste Quote, wie sie das EU-Parlament plant, wird sie aber eher abschrecken. In Frankreich gibt es eine Quote für französische Lieder im Radio, die AfD forderte das auch für Deutschland. Wir brauchen keine Quote für Online-Serien. Damit zeigt die EU nur, dass sie Angst vor der Dominanz der USA hat. Europa darf sich nicht unter Wert verkaufen, auch hier können gute Serien entstehen – und noch besser werden sie ohne Quote.