Wisst ihr, was das Härteste daran ist, Vegetarierin zu sein? Bestimmt nicht der Verzicht auf Fleisch oder die finanzielle "Belastung", weil eine vegetarische Lebensweise ja angeblich so teuer ist. Nein, das Nervigste daran, vegetarisch zu leben, sind die Kommentare meiner Mitmenschen. Jeden Tag darf ich mir anhören, wie ungesund und falsch es ist, auf Fisch, Fleisch und - in meinem Fall - auch oft auf andere tierische Produkte zu verzichten. "Du siehst so blass aus, das liegt bestimmt daran, dass du kein Fleisch mehr isst!", höre ich oft. Falsch, es ist Winter, mein letzter Urlaub ist schon eine Weile her und meinen Hautton nenne ich liebevoll "Frischkäse". "Ich könnte das ja nicht, ich esse viel zu gerne Fleisch, ich brauche auf jeden Fall mein [hier beliebiges totes Tier einfügen]!" Natürlich könntest du das, du willst es nur nicht, und eigentlich ist es dir auch egal. Solange es nicht dein geliebtes Haustier ist, was bei euch auf dem Tisch landet, isst du munter weiter und machst dir keine Gedanken darum, welche Folgen dein Handeln und deine Lebensweise haben. Klar, ich habe früher auch gerne Fleisch gegessen. Es ist nicht so, dass es mir nicht schmeckt - aber mir ist mein Gewissen wichtiger als ein Geschmack, der nur ein paar Minuten lang hält. "Also vegetarisch wäre ja nichts für mich, aber dafür esse ich nur Biofleisch!" Ob das Tier jetzt aus 'nem Biobetrieb oder aus Massentierhaltung kommt, macht ab dem Punkt keinen Unterschied mehr, an dem es getötet wird. Außerdem: 95% des in Deutschland konsumierten Fleisches kommt aus Massentierhaltung und mal ehrlich: Dieser "Bioburger" von McDonalds zählt nicht. Also mach dir nichts vor, das Biosiegel auf deinem toten Tier macht dich zu keinem besseren Menschen. "Wenn ich jetzt aufhöre Fleisch zu essen, bringt das doch sowieso nichts!" In Deutschland leben zehn Prozent der Bevölkerung vegetarisch, das sind über acht Millionen Menschen - das ist also deine Definition von "nichts"? Mit jedem Stück Fleisch, das du konsumierst, zeigst du, dass dir die Konsequenzen deines Handelns egal sind. Ich möchte nicht für den Tod irgendeines Lebewesens, den Klimawandel oder den Welthunger verantwortlich sein, und wenn das für mich bedeutet, dass ich halt kein Steak, keinen Frühstücksspeck und keine Lasagne Bolognese mehr essen kann, dann ist das ein Preis, den ich gerne zahle. An sich ist es mir egal, wie ihr euch ernährt, das ist eure Sache. Aber bitte, müllt mich nicht mit eurem Halbwissen und den plötzlichen Sorgen um meine Gesundheit zu - die übrigens vollkommen unbegründet sind: Als Vegetarierin habe ich ein stärkeres Immunsystem, ein niedriges Risiko für viele tödliche Krankheiten, eine höhere Lebenserwartung und auch meine Ärztin hält mich für kerngesund.