Seit vielen Jahren ist Privatsphäre im Internet ein wichtiges Thema für viele Jugendliche. Berichte, dass man auf Facebook und WhatsApp überwacht wird, sind trauriger Alltag. US-Whistleblower Edward Snowden empfiehlt zum anonymen kommunizieren nun die App "Signal", wir haben sie getestet. Kommunizieren ohne ausgespäht zu werden? Das verspricht die kostenlose App Signal, die unter anderem von Edward Snowden empfohlen wird. In Zeiten von ständiger Überwachung klingt dies wie ein Traum und eine Sensation zugleich. Schließlich sagte Scott MacNealy, der an der Entwicklung verschiedener Internetbrowser beteiligt war, bereits 1998: "There is no privacy, get over it!" I use Signal every day. #notesforFBI (Spoiler: they already know) https://t.co/KNy0xppsN0 — Edward Snowden (@Snowden) November 2, 2015 Mit Signal gibt es nun eine App, die das Versprechen abgibt die Privatsphäre der Nutzer zu schützen. Dazu nutzt Signal ein freies, selbsteerstelltes Signal um Nachrichten und Telefongespräche zu verschlüsseln. Im Gegensatz zu anderen verschlüsselten Messenger-Diensten wie Threema und Telegram, nutzt Signal einen selbst-erstellten Code um die Nachrichten zu verschlüsseln, was den Schutz der Privatsphäre erhöht. Außerdem erstellt Signal keine verschlüsselten Back-Ups von gesendeten Nachrichten wie Telegram es tut. Seit der ersten Veröffentlichung der App im Jahre 2011 sind die Benutzerzahlen deutlich gestiegen. Nach eigenen Angaben hat Signal mittlerweile 100 Millionen Nutzer weltweit. Zum Vergleich: Auf dem Marktführer WhatsApp chatten 1,2 Milliarden Menschen. Neben Snowden empfiehlt auch Matthew Green, ein führender Wissenschaftler an der Johns Hopkins University die App. Auch Forscher an der renommierten Oxford University in England zeigen sich von Signal begeistert und ziehen die App bereits jetzt den anderen Messenger-Diensten vor. Wie funktioniert Signal? Schon beim Download von Signal wundere ich mich: Warum möchte eine App, die absolute Privatsphäre verspricht, auf sämtliche Funktionen meines Smartphones zugreifen? Dass die App meine Kontakte und gespeicherten Telefonnummern einsehen muss, ist logisch. Allerdings denke ich nicht, dass mein Standort, mein Kalender, oder auch die Liste der letzten Apps, die ich runtergeladen habe, notwendig ist für eine Messenger App. Auch nach der Installation sehe ich keine großen Unterschiede zu herkömmlichen Messsenger Apps, abgesehen davon, dass ich nur drei meiner Kontakte schreiben kann. Der Rest meiner Bekannten scheint sich noch nicht mit Signal beschäftigt zu haben. Inwiefern schützt „Signal“ meine Privatsphäre? Ich registriere meine Telefonnummer, lasse sie per SMS verifizieren und habe direkt die Möglichkeit, loszuschreiben. Ich schicke eine kurze Nachricht an einen Arbeitskollegen, auch hier kein Unterschied. Zwei Haken signalisieren mir bereits nach kurzer Zeit, dass meine Nachricht angekommen ist und gelesen wurde. Use Tor. Use Signal. https://t.co/VLvBsbVHKs — Edward Snowden (@Snowden) September 21, 2016 In der Zwischenzeit stöbere ich etwas genauer durch die doch sehr simpel gestaltete App. Es fällt auf, dass Screenshots innerhalb der Anwendung nicht möglich sind. Dafür habe ich die Möglichkeit, neue Nachrichten und Benachrichtigungen mit einem Passwort zu schützen. Ich kann außerdem alle meine eingehenden Anrufe über den freien Signal Server umleiten soll, was meine Gespräche verschlüsselt und damit die Privatsphäre erhöht. Alles in Allem unterscheidet sich Signal in der Aufmachung und Funktion nicht von anderen Messenger-Diensten. Nur das Versprechen, nicht überwacht werden zu können und die Möglichkeit, meine IP-Adresse bei eingehenden Anrufen über den Signal Server umzuleiten, spaltet die App von den Marktführern WhatsApp und Facebook ab. Grundsätzlich ist Signal für all diejenigen eine Alternative, die Angst haben vor zu großer Überwachung im Internet. Ob man jedoch wirklich komplett unter sich ist? Ich wage es zumindest zu bezweifeln.