Anbieter wie Travelworks locken junge Menschen, die in Entwicklungsländern helfen wollen. Unsere Autorin buchte ein Paket für Freiwilligenarbeit in Indonesien – und war ernüchtert. Das Angebot klingt wie in einem Reiseprospekt: Trekking-Abenteuer, Sprachkurs, Kochkurs, Willkommensdinner auf dem Markt. Und dazu gute Dinge tun: unterrichten und weiterbilden, mit Menschen arbeiten, Kinder betreuen. Wer das alles in Indonesien erleben will, kann vier Wochen ab 950 Euro buchen. So steht es auf der Internetseite von Travelworks. Flüge nach Bali und Impfungen zahlte ich selbst Freiwilligenarbeit – unter diesem Begriff macht die Travelplus Group, zu der Travelworks gehört, Entwicklungshilfe zu einem Geschäft. Abenteuertourismus für Idealisten, die Gutes tun und nebenbei die Welt entdecken wollen. Etwa 1.000 junge Deutsche, Österreicher und Schweizer buchen jedes Jahr, die meisten von ihnen sind zwischen 16 und 35. Im Oktober 2016 buche ich das Paket „Freiwilligenarbeit in Indonesien“ und zahle knapp 900 Euro. Inbegriffen sind unter anderem Freizeitaktivitäten wie Trekking durchs Reisfeld und ein Zertifikat für die geleistete Freiwilligenarbeit. Flüge, Essen, Reiseversicherung und Impfungen muss ich selbst zahlen. Meine Reise führt mich auf die Insel Bali, etwas abseits von dem kleinen touristischen Zentrum Ubud. +++ Außerdem bei Orange: Wie funktioniert Entwicklungshilfe? Unsere Autorin half mit bei einem EU-Projekt +++ Laut Travelworks gehen 75 Prozent des Paketpreises an die Partner-Organisation vor Ort. Der Rest bleibt beim Unternehmen. Von meinen knapp 900 Euro sollte die Hilfsorganisatin also etwa 670 Euro erhalten. Einen Rechenschaftsbericht erhält Travelworks von den Projektpartnern nicht. Das sei nicht möglich, da deren Organisationsstrukturen sehr unterschiedlich seien, sagt dazu die Travelworks-Geschäftsführerin Tanja Brandt. "Urlaub ohne Lücke im Lebenslauf" Während meines Aufenthalts nehme ich kaum am Alltagsleben der Balinesen teil, denn: Unterrichtet habe ich nur ein bis zwei Stunden am Tag, untergebracht bin ich in einem Hostel mit westlichen Standards und durch die anderen Freiwilligen spreche ich die meiste Zeit Deutsch. Travelworks-Chefin Tanja Brandt erklärt: „Im Vergleich zu den Anfangsjahren haben die Freiwilligen heute etwa bei der Unterkunft höhere Ansprüche, was sie für ihr Geld bekommen möchten.“ Wohl wahr. Vor Ort erzählt mir eine der Freiwilligen, sie sei eigentlich nur hier, weil sie einen Monat Urlaub machen wolle – ohne Lücke im Lebenslauf. Ich habe schnell das Gefühl, dass ich hier nichts bewirken kann. Zwölf verschiedene Helfer aus dem Westen stehen jedes Jahr vor einer Schulklasse. Obwohl die Kinder schnell eine Bindung zu mir aufbauen, werden sie mich doch ebenso schnell wieder vergessen. Die Schule, in der ich unterrichte, ist heruntergekommen. Normal für Bali, ja – aber seltsam, wenn doch so viel Geld bei den Projektpartnern landen soll. "Unsere Projekte laufen nachhaltig" Die Partnerorganisation in Indonesien äußert sich dazu wie folgt: „Unsere Programme und Projekte laufen über unsere eigene Finanzierung und wir finanzieren alle Projekte selbst und ausschließlich durch das Geld, das wir durch unsere Teilnehmer bekommen. Dadurch stellen wir sicher, dass die Projekte nachhaltig laufen.“ Ich fühle mich während der vier Wochen zunehmend ausgenommen. Nicht nur, dass uns die Projektpartner überteuerte touristische Touren andrehen wollen, auch das angepriesene Freizeitprogramm wird meist sehr kurz und knapp abgehandelt. Das Gefühl, dass das Geld da ankam, wo es gebraucht wurde, hatte ich nicht. +++ Außerdem bei Orange: Dieser Münchner kämpft mit Schokolade gegen Armut in Ghana +++ Travelworks kann natürlich nicht jedes Projekt genau unter die Lupe nehmen. Und es ist eben auch keine Organisation, die entwicklungspolitische Projekte fördert. Mehr ein Reiseunternehmen für junge Menschen, die Auslandserfahrungen sammeln wollen. Und nicht um langfristig die Probleme dieser Welt anzugehen. Und so muss ich nach meinem Aufenthalt auf Bali ein ernüchterndes Fazit ziehen: Ich habe hier keine große Hilfe geleistet, sondern war Teil einer fragwürdigen Form von Abenteuertourismus.