Nordkorea hat mal wieder eine Bombe getestet. Die USA drohen und die Welt fragt sich, wie Diktator Kim Jong-un zu stoppen ist, ohne ihn anzugreifen. Die Antwort: China. Ohne sein Nachbarland wäre Nordkorea verloren. Samstag Nacht in Nordkorea: Das Land im fernen Osten Asiens startet seinen bisher größten Atomtest, um der Welt zu beweisen, dass es nukleare Waffen besitzt – und damit extrem gefährlich werden kann. Die USA drohten Nordkorea „mit einer massiven militärischen Antwort“. Und das Nachbarland China? Mahnt zur „Zurückhaltung“. Test in Nordkorea: Was unterscheidet eine Wasserstoff- von einer herkömmlichen Atombombe? https://t.co/49kfO8gBMv pic.twitter.com/Ce1XjwFFKN — SPIEGEL Wissen (@SPIEGEL_Wissen) September 3, 2017 Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist China praktisch Nordkoreas letzter Partner – und damit in der Lage, Druck ohne Waffengewalt auszuüben. Wir zeigen dir, wie abhängig Nordkorea von China ist. 1. Export: Nordkorea handelt fast ausschließlich mit China, vor allem Kohle und Mode Es glich einer Sensation, als China Mitte August bekannt gab, einen UN-Beschluss umzusetzen und den Handel mit Nordkorea stark einzuschränken. Seitdem kauft China weder Kohle, noch Eisenerz, Blei, Fisch oder Meeresfrüchte aus Nordkorea. Laut eines Berichts der FAZ, der sich auf die Fachwebsite "North Korean Economy Watch" bezieht, ist China Nordkoreas bester Kunde: vier Fünftel aller Waren, die Nordkorea im Ausland verkauft, gehen nach China. Das entspricht einem Gesamtumsatz von etwa 2,35 Milliarden Dollar pro Jahr. Zum Vergleich: Der Wert aller Waren, die Deutschland im Jahr 2016 nach China verkaufte, lag bei mehr als 76 Milliarden Euro (Statistisches Bundesamt). Grafik des Tages: Nordkorea handelt fast ausschließlich mit China https://t.co/RmNr53jSdu — Domeniktv Wirtschaft (@DtvWirtschaft) 4. September 2017 Kohlebriketts, die nun nicht mehr in China eingeführt werden dürfen, machen mehr als ein Drittel der nordkoreanischen Exporte aus. Nach einer Schätzung der amerikanischen Energieagentur nimmt Kohle sogar einen Anteil von 40 Prozent an den gesamten Exporten ein. Dadurch würden dem nordkoreanischen Regime mehr als eine Milliarde US-Dollar pro Jahr wegbrechen. Die zweit- und drittgrößten Handelspartner Indien (3,5 Prozent aller Exporte) und Pakistan (1,5 Prozent) können das nicht annähernd auffangen. 2. Import: Ohne China gäbe es in Nordkorea weder Autos, noch Benzin Auch beim Import ist Nordkorea von China abhängig. Die Volksrepublik liefert vor allem Autos und Öl an das diktatorische Regime. Etwa 240.000 Autos sind in Nordkorea registriert, fast ausschließlich chinesische Fabrikate. Nordkorea importierte 2015 nach Angaben der südkoreanischen Handelsförderung KOTRA insgesamt 525.000 Tonnen Rohöl aus China. Hinzu kamen über 200.000 Tonnen gereinigtes Öl und Benzin. Das entspricht der sechsfachen Menge, die Pjöngjang 2015 von Russland bezog. Der Gesamthandel Nordkoreas stieg 2016 auf sechs Milliarden US-Dollar. Davon entfielen 5,5 Milliarden Dollar, also 91,5 Prozent, auf den Handel mit China. Nordkorea ist demnach völlig abhängig von der Volksrepublik. Sollte China nach dem erneuten Atomtest entscheiden, die Ölimporte zu stoppen, würde Nordkorea stillstehen. Als größter Handelspartner und Energielieferant hat Peking alle wirtschaftlichen Hebel in der Hand. 3. Lebensmittel: Der Westen schickt kein Essen mehr, also hilft China Seit Jahren machen Schlagzeilen über die Lebensmittelsituation in Nordkorea die Runde. Nach einem Bericht der Vereinten Nationen sind zwei von fünf Nordkoreanern unterernährt. Seit Nordkorea 2006 beschloss, an Atomwaffen zu forschen, haben westliche Länder fast komplett damit aufgehört, Lebensmittel an den Staat zu schicken. Fast alle Lebensmittel, die nicht in Nordkorea produziert werden, stammen aus China. +++ Außerdem bei Orange: Wie gefährlich ist Kim Jong-un wirklich? +++ Allerdings liegt die Vermutung nahe, dass die Blockaden der westlichen Länder die Politiker nicht treffen. Während das Volk verhungert, zeigt sich der 33-jährige Diktator Kim Jong-un gerne im Wohlstand. Die Vereinten Nationen beklagen daher, dass die humanitäre Lage in Nordkorea auf der „globalen Agenda vergessen“ werde. Warum unterstützt China Nordkorea überhaupt? Im Video: Die Geschichte hinter dem Bündnis von China und Nordkorea (auf englisch). Trotz aller Bedrohungen stützt China Nordkorea weiterhin, weil es das Land als Puffer zwischen sich und den eher USA-freundlichen Staaten Südkorea und Japan sieht. Weitaus mehr möchte China jedoch einen Kollaps des nordkoreanischen Regimes verhindern, da dann Angst, Hunger und Bürgerkrieg das Land ins Chaos stürzen würden. Das würde zu einer Flüchtlingswelle führen und Millionen Nordkoreaner würden nach China drängen. Nordkorea hat mehr als 25 Millionen Einwohner.