100 Milliarden Plastiktüten pro Jahr – das ist nur eine der traurigen Statistiken über das Umweltverhalten der Amerikaner. Während Präsident Donald Trump den Klimawandel leugnet, verschmutzen die Bürger ihr eigenes Land. Auf dem Fließband im Supermarkt an meinem Wohnheim liegt ein ganz normaler Wocheneinkauf. Zucchinis liegen neben Joghurtbechern, Äpfel reihen sich hinter der Tiefkühlpizza ein. Bling. Bling. Die Kassiererin in Walmart checkt langsam die Lebensmittel aus. Aneinandergereiht würden die jährlich verbrauchten Plastiktüten der USA 1.300 Mal um die Erde reichen Als erstes wandert die Zucchini zusammen mit dem Joghurt und den Äpfeln in die erste Plastiktüte. Neben der Kassiererin stapeln sich Unmengen an Plastiktüten, die – perfekt in Haken eingespannt – bereits geöffnet auf den Einkauf warten. Wie praktisch. Nur drei Artikel in der Tüte und schon wird sie als voll empfunden. Zakk, schon steht die nächste Plastiktüte für die Tiefkühlpizza bereit. Nach einem ganz normalen Wochenendeinkauf verlasse ich nie unter zehn Plastiktüten den Laden. +++ Außerdem bei Orange: Sind Papiertüten wirklich umweltfreundlicher als Plastiktüten? +++ Über die Statistik der amerikanischen Umweltorganisation „Earth Policy“ wundere ich mich dann auch nicht mehr: 100 Milliarden Plastiktüten wandern durch die Hände von US-Konsumenten – pro Jahr. Das macht 317 Tüten pro Sekunde. Bling. Aneinandergereiht könnte man damit 1.300 Mal die Erde umrunden. Doch Plastiktüten und Plastik ist nur eines von vielen Umweltproblemen, denen die Welt aktuell gegenüber steht. Die Debatte um den Klimawandel ist in den USA aufgeheizt wie nie zuvor Harvey. Irma. Jose. Katia. Maria. Die USA, die Karibik und der atlantische Ozean haben in den vergangenen Wochen fünf historische Stürme durchlebt. Besonders Hurrikan Irma sticht hervor und hat sämtliche Rekorde gebrochen. Die Stimmen werden laut. Sind diese Hurrikans das Ergebnis des Klimawandels? In den USA könnten die Meinungen darüber nicht weiter auseinandergehen. Präsident Donald Trump bezweifelte bereits 2012 grundsätzlich, dass es überhaupt einen Klimawandel gibt. Seine Theorie: Die Chinesen hätten das Konzept erfunden, um die amerikanische Wirtschaft zu schwächen. The concept of global warming was created by and for the Chinese in order to make U.S. manufacturing non-competitive. — Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 6. November 2012 Doch auch nach den Verwüstungen in Texas und Florida leugnet er weiterhin hartnäckig die Erderwärmung. Auf der anderen Seite erheben allerdings auch Menschen ihre Stimme, um gegen den Klimawandel zu kämpfen. Einige Wissenschaftler argumentieren, dass wir in den Stürmen die Effekte des Klimawandels zu spüren bekommen. Sogar beim diesjährigen Schönheitswettbewerb zur „Miss America“ fand das Thema Anklang. Die vor zwei Wochen gekrönte Miss North Dakota, Cara Mund, äußerte sich klar in der finalen Runde zum Austritt der Vereinigten Staaten aus dem Pariser Klimaabkommen. „There is evidence that climate change is existing, so whether you believe it or not, we need to be at that table. And I think it’s just a bad decision on behalf of the United States.” Die Weltpolitik diskutiert, doch sie ist nicht die Allmacht, die den Klimawandel bekämpfen kann. Es kommt auch auf unser Verhalten im Alltag an. In diesen Punkten lassen sich in den USA Umstände beobachten, die mich wirklich erschrecken. Recycling? Die Amerikaner verwerten nur 30 Prozent ihres Mülls wieder Sobald der Einkauf zu Hause im Kühlschrank verstaut ist, landen die Plastiktüten im Mülleimer. Einige Supermarktketten haben große Container, in die man seine Einkaufstüten zurückgeben kann. Doch die Anzahl an Plastiktüten dort drinnen ist mehr als überschaubar. +++ Außerdem bei Orange: Dieses Biest soll das Meer von Plastikmüll befreien +++ Weniger überschaubar ist hingegen der Innenraum in eben jenen Mülleimern. Der durchschnittliche Amerikaner produziert im Schnitt pro Tag rund zwei Kilogramm Müll (Amerikanische Umweltagentur) und gehört damit zu den größten Müllproduzenten. Auf der Spitze des Müllbergrankings tummeln sich auch viele europäische Länder. Doch die europäischen Staaten haben auch die Spitze der Recyclingquoten erklommen. Deutschland bereitet mehr als zwei Drittel des Abfalls wieder auf, wohingegen die Vereinigten Staaten etwa 70 Prozent ihres Mülls nicht recyclen. Woher kommt der ganze Müll? In der amerikanischen Kantine kommt das Essen grundsätzlich mit Plastikbesteck Wenn man im Land der unbegrenzten Möglichkeiten Essen bestellt, bekommt man eine nahezu unbegrenzte Anzahl an Müll dazu. Neben dem eigentlichen Essen tummelt sich zusätzlich eine ganze Menge Papier und Plastik auf dem Tisch. Nach Porzellangeschirr und Metallbesteck sucht man meist vergeblich. Das Essen wird grundsätzlich in Pappkartons, auf Papptellern, in Styroporboxen oder in Plastikkörben, die mit Papier ausgelegt sind, serviert. Neben diesem liegt dann das Plastikbesteck, eingepackt in eine Plastikverpackung, wie man es aus dem Flugzeug kennt. Jede Beilage und jede Soße wird in einem extra Döschen oder Schälchen aufgetischt. Nichts davon ist spülmaschinentauglich! Sondern wird, sobald man aufgegessen hat, einfach in die großen Mülltonnen geschmissen. Mülltrennung? Fehlanzeige. In Los Angeles gibt es mehr Autos als Einwohner Groß sind vor allen Dingen auch die Autos in den USA. Und glaubt mir: Die Amis lieben ihre Autos wie nichts anderes. Für viele ist es schier undenkbar, sich auch nur wenige Meter ohne sie fortzubewegen. Um Essen von dem Fast Food Restaurant abzuholen, das sich wortwörtlich auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet, greifen viele Amerikaner ohne nachzudenken zum Autoschlüssel. +++ Außerdem bei Orange: Warum fahren die Amis so dicke Schlitten? +++ Jegliche Fast Food Filialen beherbergen in der Regel einen Drive-Through oder einen Drive-In. Hier kann man auf einem Bildschirm neben jedem Parkplatz manuell sein Essen bestellen, welches daraufhin von der Bedienung zum heruntergekurbelten Fenster gebracht wird. Der Durchschnittsstudent in Deutschland schwingt sich morgendlich aufs Fahrrad, um in die Uni zu fahren. In den USA hingegen schwingt sich der Student auf den Fahrersitz seines Trucks, ungeachtet der Tatsache, dass man als Student in den USA ja bereits auf dem Campus wohnt und sich somit die Lehrsäle in Sichtweite befinden. Klimaanlage läuft immer, Licht brennt überall – eine Kultur des mangelnden Umweltbewusstseins Es scheint ein wenig, als fehle das Gefühl für die kleinen Dinge. Das Licht in allen Räumen brennt egal, ob jemand in ihnen ist oder gar zu Hause. Selbst in der Nacht. Man findet sich auch in Momenten wieder, in denen man in ein leeres Haus kommt – und der Fernseher begrüßt einen umgehend mit Worten. Er wurde nie ausgeschaltet. Genauso wie die Klimaanlage, wenn man sogar nach mehreren Tagen zurückkehrt. Karte: Hier studiert unsere Autorin: mitten in den USA. Wir können den Klimawandel nicht von heute auf morgen aufhalten. Doch genauso wenig liegt es nur in der Verantwortung der Großmächte. Die Verantwortung liegt vor allen Dingen im Umweltbewusstsein einer Kultur, also der Menschen. Im täglichen Leben kommt es auf viele Einzelhandlungen an. Egal, aus welchem Land man kommt oder in welchem man lebt. Einige Kulturen bemühen sich mehr um die Umwelt, andere Kulturen weniger. Daran müssen wir arbeiten.