Mit "Es" und "Blade Runner 2049" domiert eine Neuverfilmung und eine Fortsetzung das Kinoprogramm. Hat die Filmindustrie keine neuen Ideen? Ein Entertainment-Forscher erklärt es so: Die Filmbranche hat Angst - und schaufelt sich so ihr eigenes Grab. Horrorclown oder doch lieber Ryan Gosling? Wer dieses Wochenende ins Kino geht, wird sich wohl zwischen „Es“ und „Blade Runner 2049“ entscheiden. Beide Filme laufen erst seit wenigen Tagen. Neu sind sie allerdings nicht. "Es" und „Blade Runner 2049“ haben gute Kritiken „Es“ ist eine Neuverfilmung des Horrorklassikers von Stephen King aus den 1990er Jahren. „Blade Runner 2049“ setzt die Handlung des Science-Fiction-Meisterwerks fort, das Ridley Scott in den 1980ern gedreht hat. Gute Kritiken haben beide Filme bekommen, besonders die „Blade Runner“-Fortsetzung mit Ryan Gosling in der Hauptrolle. Trotzdem nervt es viele Zuschauer und Filmkritiker, dass Hollywood kaum mehr neue Ideen und Geschichten auf die Leinwand bringt. https://youtu.be/ailVwNVJsSs Im Video: Trailer zum neu verfilmten Horror-Klassiker "Es" Tatsächlich ist dieses Jahr unter zehn erfolgreichsten Filmen kein einziger, der einen neuen Stoff aufgreift. Weltweit am meisten eingespielt hat „Die Schöne und das Biest“, die Echtverfilmung eines Disney-Klassikers, den Millionen Zuschauer schon als Kind gesehen haben. Auf den weiteren Plätzen tummeln sich der bereits achte „Fast und Furious“, einige Comic-Verfilmungen, eine „Transformers“- und eine „Fluch der Karibik“-Fortsetzung. Zum Vergleich: 1990 stand an der Spitze der deutschen Kino-Charts noch „Pretty Woman“. Die Liebeskomödie basiert auf keiner großen Literatur- oder Comicvorlage und kommt ohne Spezialeffekte aus. Doch würde ein solcher Film heute überhaupt noch von den Studiobossen finanziert werden? https://youtu.be/TBfVPpuwU-A Im Video: Trailer zu „Blade Runner 2049“ Zumindest hätte „Pretty Woman“-Regisseur Garry Marshall größere Überzeugungsarbeit leisten müssen. Denn die Hollywood-Studios wie Warner, Sony oder Disney legen ihr Geld lieber in Filme an, deren Erfolg an den Kassen nahezu garantiert ist. „Die großen Blockbuster mit 150 Millionen Dollar-Budget aufwärts sind heute nahezu ausschließlich Marken-Filme“, sagt Entertainment Forscher Thorsten Hennig-Thurau. Markenfilme seien in der Regel Neuverfilmungen oder Fortsetzungen von beliebten älteren Filmen oder basieren auf berühmten Vorlagen wie etwa den Marvel-Comics. Dadurch, dass bereits die Originalfilme oder die Comics eine Fangemeinde haben, können die Studios sichergehen, dass Zuschauer in die Kinos gelockt werden. Das Remake des Klassikers „Ben Hur“ wurde ein Flop Manchmal geht die Rechnung der Traumfabrik aber nicht auf. Immer wieder gibt es auch unter den Marken-Filmen Flops, die ihre Produktionskosten nicht einspielen. Letztes Jahr holte das Remake des Klassikers „Ben Hur“ am ersten Wochenende in den US-Kinos nur ein Zehntel seiner Produktionskosten ein. Hennig-Thurau kann erklären, was schief lief: „Für Remakes gilt: Wenn die Marke zu stark ist, erdrückt sie die Neuverfilmung.“ Der Original-Ben Hur ist ein oscargekröntes Meisterwerk und gilt als nahezu perfekt. Der Zuschauer würde sich also fragen, was er von einer Neuverfilmung noch erwarten könnte. Wenn es eine Erfolgsformel für erfolgreiche Marken-Filme gebe, sei es diese: „Im neuen Film müssen Elemente des Originals enthalten sein, aber auch ausreichend neue Ideen aufgegriffen werden“, sagt Hennig-Thurau. Der Entertainment-Forscher nennt als positives Beispiel die James Bond-Reihe, in die mit Daniel Craig ein neuer, rauerer Bond mit Ecken und Kanten eingeführt worden sei. https://youtu.be/quVCD50J8UQ Im Video: Daniel Craig dreht noch einen Bond-Film. Auch wenn bei James Bond das neue Konzept aufgegangen ist und die Daniel Craig-Filme Kassenerfolge waren, glaubt Hennig-Thurau, dass Marken-Filme langfristig keine gute Entwicklung für Hollywood seien. „Die Filmbranche läuft Gefahr, sich vor lauter Streben nach finanzieller Sicherheit das eigene Grab zu schaufeln“, sagt er. Die Zielgruppe würde immer jünger und testosterongesteuerter. In den Produktionen der großen Blockbuster haben die Filmemacher keine Möglichkeit mehr, eigene Konzepte zu verwirklichen. - Entertainment-Forscher Thorsten Hennig-Thurau Doch das kommt bei vielen Zuschauern nicht mehr an. Sie flüchten zum Fernsehen und zu Streamingdiensten, wo die besseren Filmkünstler arbeiteten. „Denn in den Produktionen der großen Blockbuster haben die Filmemacher keine Möglichkeit mehr, eigene Konzepte zu verwirklichen.“ Ein Regisseur, der Blockbuster drehe, sei nur Befehlsempfänger. Lange vor dem Dreh stelle ein Team eine genaue Strategie auf, die nur darauf abzielt, dass der Film Gewinn abwerfe, sagt Hennig-Thurau. Dazu passt, dass viele Studios von Konzernen aufgekauft wurden, die mit Filmen an sich nichts zu tun haben. Das Studio Warner etwa gehört dem Telekommunikationsunternehmen AT&T. „Einem Konzern zu erklären, warum ein Original besser wäre als das wirtschaftlich sinnvollere Remake, ist unmöglich“, sagt Entertainment-Forscher Hennig-Thurau.