Es kommt selten vor, dass die Deutschen wirklich glücklich sind. Sie galten schon immer als ein pessimistisches Volk, ein Volk von Meckerern. Doch seit einigen Wochen sind viele Deutsche sehr glücklich. Das Auto, bekanntlich der Deutschen "liebstes Kind", fährt nämlich im Moment besonders günstig. Öl, und damit auch Benzin, sind so billig wie seit 13 Jahren nicht. Das lässt Vieltanker-Herzen höher schlagen. Wieso Elektro, wenn es auch Öl sein kann? Langfristig könnten die fröhlich sprudelnden Ölquellen allerdings ein Dilemma verursachen. Denn die typisch deutsche "geiz ist geil"-Mentalität zieht auch an der Zapfsäule. Besonders spritfressende Branchen wittern jetzt sinkende Kosten. Alles was auf LKW, PKW, Flugzeuge und Schiffe angewiesen ist, muss jetzt weniger ausgeben und kann Waren und Dienstleistungen trotzdem zum gleichen Preis weiter abrechnen - und satt kassieren. Günstig Taxifahren ist also weiter nicht drin. Und das Dilemma? Das wird - wie immer - auf dem Rücken der Umwelt ausgetragen. Denn wer viel fährt, pustet auch viel CO² in die Luft. Das fördert den Treibhauseffekt und macht den Planeten wärmer. Langfristig könnte sogar der geplante und dringend benötigte Umstieg auf die vergleichsweise umweltschonendere Elektromobilität ins Wasser fallen. Bisher wurde die nämlich nicht nur aus Klimaschutzgründen erforscht, sondern auch weil viele Konzerne langfristig eine Alternative zum teuren Öl zu finden hofften. Damit könnte es nur vorbei sein - zumindest eine Zeit lang. So lange schlagen deutsche Herzen höher. Aber nur an der Tankstelle.