US-Präsident Donald Trump will Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkennen. Was denken Menschen aus Palästina darüber? Unsere Autoren waren in einem Flüchtlingslager in Jordanien. „Ich hatte kein Kopfkissen und habe nachts auf meinen Schuhen geschlafen.“ Mahmond Abn Hamayed erinnert sich noch genau daran, wie er sein Land verloren hat. 1947 hatten die Vereinten Nationen (UN) entschieden, Palästina in zwei Staaten aufzuteilen. Kurz darauf, am 14. Mai 1948, wurde der jüdische Staat Israel offiziell ausgerufen und weltweit anerkannt. Palästinenser fühlten sich ihres Lebensraums beraubt Mahmond Abn Hamayed und seine Landsleute, die Palästinenser, fühlten sich ihres Lebensraums beraubt. „Ich bin gegangen, nur mit der Kleidung, die ich am Körper trug“, erinnert er sich. Heute ist der Mann fast 90 Jahre alt – und der Israel-Palästina-Konflikt ist immer noch nicht gelöst. Im Gegenteil: Seit kurzem gibt es ein neues Problem, das die Situation extrem anspannt. US-Präsident Donald Trump hat Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt und angekündigt, die amerikanische Botschaft dorthin zu verlegen. Das hat sich bisher kein US-Präsident getraut. Denn als israelische Hauptstadt ist international nur Tel Aviv anerkannt. Jerusalem ist in einen jüdischen und einen palästinensischen Teil geteilt. +++ Außerdem bei Orange: Warum Donald Trump Jerusalem zur Hauptstadt Israels machen will +++ Trumps Ankündigung hat bei vielen Palästinensern Wut ausgelöst. Sie sehen den Osten Jerusalems als die Hauptstadt ihres zukünftigen Staates an. Momentan wohnt der Großteil der Palästinenser in autonomen Gebieten im Westjordanland zwischen Israel und Jordanien. Viele Vertriebene flohen nach Jordanien. Allein etwa 27.000 von ihnen leben heute in einem Flüchtlingscamp in Irbid. I have determined that it is time to officially recognize Jerusalem as the capital of Israel. I am also directing the State Department to begin preparation to move the American Embassy from Tel Aviv to Jerusalem... pic.twitter.com/YwgWmT0O8m — Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 6. Dezember 2017 Wo anfangs noch Zelte aufgebaut waren, stehen heute Häuser. Das Camp sieht aus wie eine kleine Stadt. Eine Stadt, die die Palästinenser auf dem Boden eines anderen Volkes gebaut haben. Auch der knapp 90-jährige Mahmond Abn Hamayed lebt hier mit seiner Familie. Er sagt: „Jerusalem ist und bleibt die Hauptstadt von Palästina und nicht von Israel. Etwas anderes akzeptieren wir nicht.“ Im Westjordanland und im Gazastreifen brennen Autoreifen Die Wut der Palästinenser ist im Camp spürbar. Als Journalisten durch die Straßen des Flüchtlingslagers laufen, ruft ein Mann an einem Stand: „Fuck Trump! Fuck Trump!“ Eine in Burka verhüllte Frau schreit, dass Trump Alkoholiker sei und sie sich ihren Tod wünsche, sehr bald. Sie bete dafür. Dass der US-Präsident bekennender Anti-Alkoholiker ist, scheint sie nicht zu wissen. +++ Hier bekommst du Orange kostenlos per Whatsapp! +++ Nicht nur die Palästinenser im jordanischen Irbid-Camp sind wütend. In vielen Regionen im Nahen Osten gehen seit Trumps Ankündigung wütende Menschen auf die Straße. Im Westjordanland und im Gazastreifen brennen bei Aufständen Autoreifen, Steine fliegen. Zehntausende protestieren auf den Straßen, an Universitäten und vor Botschaften. Im Video: Palästinenser und israelische Sicherheitskräfte bekriegen sich Tausende Menschen wurden bereits verletzt, vier Menschen starben. In den nächsten Tagen werden die Palästinenser wohl weiter demonstrieren – gegen Israel und den US-Präsidenten. Dem war offenbar egal, dass die internationalen Gemeinschaft davor gewarnt hat, Jerusalem öffentlich als israelische Hauptstadt anzuerkennen. Selbst enge Verbündete der USA im Nahen Osten wie Saudi-Arabien fordern, dass Trump seine Aussage zurücknimmt. +++ Außerdem bei Orange: 5 Erfolge von Donald Trump, die Amerika verändern +++ Der Israel-Palästina-Konflikt hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Noch sind sich Beobachter in der Region unsicher, ob das der Beginn eines neuen großen Aufstands der Palästinenser gegen Israel werden könnte. Sollte es dazukommen, muss Donald Trump auf jeden Fall Verantwortung für seine Entscheidung tragen. Der Autor: Jan-Lukas Schmitt studiert Journalismus an der TU Dortmund. Für den Artikel hat er gemeinsam mit Sarah Schröer López und Chantal Beil im Nahen Osten recherchiert.