Eigentlich wollte Tesla schon längst 5.000 „Model 3“ pro Woche bauen. Doch die Produktion des neuen Elektroautos steht im Stau. Warum? Wir haben uns mal als potentielle Käufer getarnt. Der Tesla-Store an der Düsseldorfer Königsallee: Es riecht nach Plastik, irgendwie fabrikfrisch. Zwei glänzende Autos stehen in der Mitte des Geschäfts, die Limousine „Model S“ und der SUV „Model X“. Nur das neueste Modell fehlt. Eine Anfang 20-jährige Beraterin im grauen Shirt begrüßt mich – mit Lächeln und Handschlag. Tesla Model 3 bestellen? „Bis Ende 2019 gedulden“ Ich erzähle ihr, dass ich mich für ein Elektroauto interessiere. Der neue Tesla, das „Model 3“, habe es mir angetan. Das Auto ist eine geschrumpfte Ausgabe des Erfolgsmodells Model S, das über 100.000 US-Dollar kostet. Der Neue dagegen soll ab dem Basispreis von 35.000 Dollar zu haben sein. Sie sagt, dass ich darauf aber, bei heutiger Bestellung, etwa eineinhalb Jahre warten müsste. Warum? Ihre Antwort ist ernüchternd: „Das kann ich Ihnen nicht genau sagen.“ +++ Außerdem bei Orange: Die größten Mythen über Elektroautos im Faktencheck +++ Ich gehe zurück an den Schreibtisch. Und versuche es telefonisch. An der Hotline des Service-Center Düsseldorf erfahre ich, dass ich mich sogar bis Ende 2019 gedulden müsse. Dass die amerikanischen Kunden vor allen anderen ihre Autos bekommen. Und dass „die Targets wahrscheinlich zu hoch angesetzt wurden“ – man sich also zu viel zugemutet hat. Für das „Model 3“ gibt es bei Tesla bereits 600.000 Bestellungen Eigentlich war das Ziel von Tesla-Chef Elon Musk, bis Ende 2017 genau 5.000 Stück des „Model 3“ pro Woche zu produzieren. Weit gefehlt. Im neuesten Investorenbrief vom 3. Januar heißt es, dass die Zahl von 5.000 Autos pro Woche erst Ende Juli 2018 erreicht werden soll. Das ist eine große Enttäuschung, denn Tesla will mit dem „Model 3“ das erste Elektroauto für den Massenmarkt produzieren. Laut meiner Kundenberaterin am Telefon ist die Nachfrage auch recht hoch. Mittlerweile lägen etwa 600.000 Bestellungen weltweit vor. Das Problem ist: Von Oktober bis Dezember 2017 konnte Tesla insgesamt nur 1.550 Autos liefern. https://www.youtube.com/watch?v=CiiSI3V_uAk Im Video: So wird das „Model 3“ von Tesla zusammengebaut. Für Elon Musk liegt das Problem vor allem an dem zu langsamen Zusammenbau von Batteriepacks, wie er in einem Brief an die Investoren im November 2017 erklärte: The combined complexity of module design and its automated manufacturing process has taken this line longer to ramp than expected. – Elon Musk Die Tesla-Batterien, das Herz der Elektroautos, werden in der „Gigafactory 1“ von Tesla in der Wüste von Nevada produziert. Das Besondere an den Lithium-Ionen-Akkus ist ihre hohe Energiedichte; also ihre Fähigkeit, Geräte mit einem hohen Energiebedarf zu versorgen, wofür andere Akkutypen zu groß oder zu schwer sind. Dazu zählen Digitalkameras, Notebooks – und Elektrofahrzeuge. Tesla-Chef Elon Musk will die Produktion des „Model 3“ auf mehr als 5.000 pro Woche steigern Die schwierige Automatisierung der Produktion des speziellen Akkus für das „Model 3“ beschreibt Musk als Hauptgrund dafür, dass man noch nicht schnell genug sei in der Auslieferung der Autos. Man arbeite aber an einer schnellen Lösung des Problems und wolle so die erwartete Zahl an Autos pro Woche bald gar übertreffen. https://www.youtube.com/watch?v=ueoSvlB9y5s Im Video: Was du über Lithium-Ionen-Batterien wissen musst. Elon Musk beruhigte die Investoren, dass die Entwicklung und Produktion eines neuen Autos am Anfang immer eine Herausforderung sei – die Produktion des neuen „3er“- Modells solle so automatisiert werden wie bei kaum einem anderen Auto weltweit. Wären die ersten Engpässe behoben, sollte alles recht schnell gehen. +++ Außerdem bei Orange: Dieses Elektroauto aus Aachen will das deutsche Tesla werden +++ Während sich Investoren und Medien über die verfehlten Produktionsziele bei Tesla aufregen, versucht Elon Musk seine Kunden zu beruhigen. Immerhin haben sie ihm alle jeweils 1.000 Dollar Anzahlung geschickt, gewissermaßen ein zinsloser Kredit – und ein großer Vertrauensvorschuss in Höhe von insgesamt 600 Millionen Dollar. In Cash. Am zweiten Weihnachtstag dankte Musk via Twitter allen Besitzern von Tesla-Autos. Sie hätten einem Unternehmen eine Chance gegeben, dem jeder Experte das Scheitern vorausgesagt hätte. https://twitter.com/elonmusk/status/945712432416137217