Hast du gewusst, dass manche Autoren ihre Bücher gar nicht erst einem Verlag anbieten? Fee zum Beispiel hat ihr Buch einfach selbst veröffentlicht. Wie läuft so etwas ab? Und: Lohnt sich das? Als Fees erstes Buch, eine Sammlung von Kurzgeschichten, endlich fertig war, war sie verdammt stolz. Vor ihr lagen 190 Seiten, in die sie viel Zeit und Gedanken gesteckt hatte. Sie wollte, dass auch andere das Buch lesen und schickte das Manuskript deshalb an verschiedene Verlage. Als Antwort kamen auch jede Menge Seiten: Absagen über Absagen. Was ist Self-Publishing? Schließlich gab ein Verleger ihr den Tipp, ihr Werk doch als sogenannter „Self-Publisher“ eigenständig zu veröffentlichen. „Self- was?“, dachte sich Fee zuerst. Inzwischen ist bereits ihre zweite Kurzgeschichtensammlung „Scherben“ mit ihr als Self-Publisherin erschienen. Self-Publisher sind Autoren, die ihre Bücher nicht gemeinsam mit Verlagen herausbringen, sondern selbst veröffentlichen. Im Netz gibt es dafür verschiedene Plattformen. Bei manchen Anbietern können Leser die Texte als E-Books herunterladen, andere drucken die Bücher, sobald sie jemand bestellt. Fee veröffentlichte ihre Bücher auf der Plattform Epubli. Bezahlen muss sie dafür nichts, sie muss nur später Epubli an ihrem Gewinn beteiligen. Im Gegenzug bietet Epubli ihre Bücher auf Seiten wie Amazon, Weltbild oder Thalia zum Verkauf an. Wer im Selbstverlag veröffentlicht, hat mehr Freiheiten – und viel Arbeit Fees Entscheidung, Self-Publisherin zu werden, ist zwar nicht unbedingt freiwillig gefallen. Dennoch sieht sie vieles inzwischen positiv. „Als Self-Publisherin redet mir niemand rein“, sagt Fee. Dafür muss sie aber auch alle Aufgaben selbst übernehmen. Fee gestaltet die Seiten und das Cover, durchkämmt ihre Texte nach Fehlern und unlogischen Stellen und muss sich auch selbst um die Werbung kümmern. „Manchmal fallen mir beim Lesen des fertigen Buchs später noch Rechtschreibfehler auf, das ist dann natürlich sehr ärgerlich“, sagt sie. Als Self-Publisherin kann sie ihre Texte allerdings auch jederzeit noch einmal ändern. Die Bücher gehen erst dann in Druckf, nachdem sie bestellt wurden. Kosten beim Self-Publishing: Ohne Verlag verdienen Autoren mehr Geld Fees Roman „Scherben“ kostet 8,99 Euro, davon landen etwas mehr als fünf Euro auf ihrem Konto. Der Rest geht an den Druck und Epubli. Auch wenn fünf Euro nach gar nicht so viel klingt: Im Vergleich zu Autoren, die über Verlage veröffentlichen, steht Fee mit rund 55 Prozent Gewinn verhältnismäßig gut da. +++ Außerdem bei Orange: Werden Bücher bald billiger? +++ Verlags-Autoren bekommen meist nur etwa zehn Prozent des Verkaufspreises ausbezahlt, weil auch der Buchladen und der Verlag Kosten haben und ein wenig an dem Buch verdienen wollen. Hätte Fee ihre Kurzgeschichten bei einem Verlag veröffentlicht, hätte sie statt der fünf Euro nur 90 Cent pro verkauftem Buch verdient. Reich wird Fee mit ihren Büchern trotzdem nicht. Vielleicht reicht das Geld aber bald für einen kleinen Urlaub. Später würde Fee gerne einmal von ihren Büchern leben. Dann will sie aber nicht mehr in Eigenregie veröffentlichen - „zu viel Arbeit“, sagt sie. Self-Publishing bei Amazon: Kommentarspalten statt Leserbriefe Im Internet hat Fee andere Autoren kennengelernt, etwa die 20-jährige „Cosima Lang“. Diesen Namen hat sich die Autorin selbst gegeben. Sie schreibt Geschichten über Mythologie und Fantasy. Cosima veröffentlicht ihre Bücher bei Amazon. Sieben Werke sind schon erschienen. Den größten Absatz macht sie bei elektronischen Büchern. Ein Download kostet 4,95 Euro, davon bekommt die Studentin 2,90 Euro ausgezahlt. +++ Außerdem bei Orange: Antonia hat gerade Abi gemacht - und schon fünf Bücher geschrieben +++ Früher hat Cosima wie Fee vieles noch selbst gemacht. Inzwischen gibt sie manche Aufgabe, die nichts mit dem Schreiben zu tun hat, ab. Sie lässt zum Beispiel ihre Buch-Cover von Designern erstellen, zahlt dafür auch mal 200 Euro. Bisher haben etwa 2.000 Menschen ihre Bücher gekauft. Besonders wichtig findet Cosima den Kontakt zu ihren Lesern. Häufig findet der – auch das ist eine Besonderheit bei Self-Publishing – in den Kommentarspalten von Amazon statt, wo man ihre Bücher auch herunterladen kann. Oft gibt es dort Hinweise auf Rechtschreibfehler in ihren Büchern. Doch ein Lektorat ist für Cosima noch zu teuer: Bei drei Euro pro Seite und 300 Seiten dicken Büchern würde sie am Ende mehr bezahlen als sie verdient. Auch in Verlagsbüchern kann man über so knuffige Tippfehler wie "dennn" stolpern. Also nur Mut, liebe SPler, wir streben zwar Perfektionismus an, müssen uns aber nicht dafür schämen, sollte das nicht ganz klappen. 😉❤💪#Autorenleben#selfpublishing pic.twitter.com/r3vGNscn67 — Tanja Hanika (@TanjaHanika) 20. März 2018 Self-Publishing-Buch machte Poppy J. Anderson zur Millionärin In Deutschland kommen Self-Publishing-Bücher immer besser an. Es gibt sogar schon eine erste E-Book-Millionärin: Poppy J. Anderson, die eigentlich Carolin Bendel heißt, hat bereits mehr als zwei Millionen Liebesromane verkauft – ohne einen Verlag an ihrer Seite. Selbst auf Buchmessen wie der in Leipzig gibt es Veranstaltungen und Talkrunden mit Selbstverlegern. In einer Umfrage der Hochschule für angewandtes Management Erding im Auftrag der Self-Publishing-Plattform Books on Demand vor zwei Jahren gaben neun von zehn der befragten Leser an, Self-Publishing zu kennen. Drei Viertel von ihnen hatten sogar schon einmal ein selbst veröffentlichtes Buch gelesen. Poppy J. Anderson: Der große Vorteil des #Selfpublishing ist die Entscheidungshoheit. Aber man muss auch alles selber machen. #lbc16 — Lucas Lüdemann (@LLuedemann) 4. Juni 2016 Warum entscheiden sich Autoren dazu, auf einen Verlag zu verzichten? Die Studie aus Erding sagt: Neun von zehn Self-Publishern schätzten die gestalterische, inhaltliche und rechtliche Freiheit beim Selbstveröffentlichen am meisten. Hinter der Entscheidung für das Self-Publishing steckt also vielleicht auch die Absage eines Verlags – aber eben nicht nur. Selbstverlag, Buchverlag – oder sogar beides? Und warum sollte man sich eigentlich zwischen Self-Publishing oder Verlag entscheiden müssen? Cosima will beides miteinander kombinieren. Sie bringt diesen Sommer ihr erstes Buch bei einem Verlag heraus. Auf Amazon will sie aber weiterhin die Werke veröffentlichen, die sie so nicht verkaufen kann. +++ Hier bekommst du Orange kostenlos per Whatsapp! +++ Genauso denkt auch Autorenkollegin Fee: Ihr neues Buch, ein Lyrikband, ist schon fertig. Den schickt sie jetzt erst einmal wieder an Verlage. Vielleicht klappt es ja dieses Mal. Falls nicht kennt sie inzwischen einen Weg, wie ihr Buch trotzdem Leser findet.