Carsten Maschmeyer ist einer der Stars in der Vox-Show „Die Höhle der Löwen“. Nun hat er sein eigenes Format bei Sat.1. Unser Autor hat eingeschaltet – und versteht jetzt, warum „Start up!“ floppt. Carsten Maschmeyer hatte den Spott und die Häme diesmal selbst provoziert. Zur Mittagszeit am Mittwoch schickte der Milliardär einen Tweet in die Welt: „Wer heute Abend den bissigsten Kommentar zur Sendung verfasst, bekommt 10.000 Euro Preisgeld von mir.“ Freue mich schon auf #StartUpSat1 – und eure kreativ-fiesen Beiträge zu mir und der Sendung! Lasst uns das Spiel noch interessanter machen: Wer heute Abend den bissigsten Kommentar zur Sendung verfasst, bekommt 10.000 Euro Preisgeld von mir. #MeanTweets #RoastCM — Carsten Maschmeyer (@maschmeyer) 4. April 2018 Vielleicht hatte er da längst geahnt, dass auch die dritte Folge seiner Gründer-Show „Start up!“ bei Sat.1 keine Begeisterung auslösen würde. Die bisherigen Einschaltquoten waren einfach zu deprimierend. Nur etwas mehr als eine Millionen Zuschauer hatten die Premiere vor zwei Wochen gesehen. Bei der zweiten Folge sank der Marktanteil von 4,2 auf 2,6 Prozent. Werberelevante Zielgruppe 14 bis 49: Warum sie für TV-Sender so wichtig ist Und so war sein Tweet vor allem PR in eigener Sache, um vielleicht den einen oder anderen doch noch vor den Fernseher zu bekommen. Trotzdem fiel der Marktanteil weiter, auf nur noch 2,3 Prozent. Das bedeutet: 2,3 Prozent aller Fernsehzuschauer, die am Mittwochabend vor dem Fernseher saßen, schauten Sat.1. Bei den 14- bis 49-Jährigen sah es kaum besser aus. Hier lag Maschmeyer vor einer Woche „sogar hinter dem ,Sandmännchen‘“, wie das Branchenportal Meedia.de witzelte. +++ Außerdem bei Orange: Was machst du plötzlich bei Sat1, Carsten Maschmeyer? +++ Die 14- bis 49-Jährigen sind für TV-Unternehmen wichtig, weil sie als „werberelevante Zielgruppe“ gelten. Firmen, die Werbespots schalten, wollen genau diese Menschen erreichen und bezahlen dafür viel Geld. Fernsehsender wie Sat.1 oder RTL leben davon. So funktioniert das Geschäftsmodell des Privatfernsehens. Das Modell von „Start up!“ funktioniert offenbar nicht. Dabei hat Carsten Maschmeyer als TV-Star einer vom Format her scheinbar ganz ähnlichen Sendung zu großer Bekanntheit verholfen. „Die Höhle der Löwen“ hat nicht nur etliche Gründer groß gemacht, sondern dem Sender Vox auch traumhafte Einschaltquoten beschert. Da wollte Konkurrent Sat.1 nicht hintanstehen. Die Lösung: Maschmeyer bekam zur Primetime seine eigene Bühne. Maximale Öffentlichkeit für den Selfmade-Milliardär. In der "Höhle der Löwen" ist Carsten Maschmeyer der Star In der „Höhle der Löwen“ – die in einigen Monaten ebenfalls mit Maschmeyer in die fünfte Staffel gehen wird – ist er einer von vier Jury-Mitgliedern. Aussichtsreiche Gründer stellen ihre Ideen vor, die berühmten Investoren fühlen ihnen auf den Zahn: Das Original unter den Gründershows hat eine simple, eingängige und vor allem kurzweilige Struktur. Eben alles, was „Start up!“ auf Sat.1 nicht hat. +++ Hier bekommst du Orange kostenlos per Whatsapp! +++ In der dritten Folge wird das gleich zu Beginn deutlich. Eingangs führt Maschmeyer ein kurzes Gespräch mit einer von zehn verbliebenen Gründerinnen und Gründern, die am Ende eine Million Euro Kapital und den Promi als Geschäftspartner gewinnen wollen: Anja, 47 Jahre alt, will mit einem Windschutz für Sonnenliegen punkten. https://youtu.be/hMq7bfPEYgY "Start up!"-Trailer: Carsten Maschmeyer nimmt sich selbst auf den Arm. Bevor man mit dieser Idee jedoch gedanklich ein Sonnenbad nehmen kann, hat Sat.1 alle zehn Gründer schon in einen Büroraum gepfercht – und lässt sie dort eine geschlagene Viertelstunde lang einen Papierturm bauen. Ohne Maschmeyer. Der schickt zwei andere Jury-Leute vor, gewissermaßen seine Statthalter in „Challenges“ wie dieser. Mit dem Papierturmbau sollen die Gründer ihre Teamfähigkeit und ihr Temperament unter Beweis stellen. Sagen die Jury-Leute zumindest. Am Ende geht es trotzdem bloß darum, wer den größten und stabilsten Turm hat. „Und im Gegensatz zu anderen Bauwerken in Berlin ist er sogar rechtzeitig fertig geworden.“ Der Spruch in Gedanken an den Berliner Flughafen hätte der größte Lacher des Abends werden können. Carsten Maschmeyer: AWD machte ihn reich Wäre da nicht Twitter. Auf dem Kurznachrichtendienst laufen beinahe sekündlich Botschaften mit dem von Maschmeyer auserkorenen Hashtag #RoastCM ein. Mal grob, mal albern, mal witzig. Kostprobe: „Endlich sind die alten AWD-Verträge mal für etwas gut“, zwitschert Nutzer Ralf Podszus zu den Papiertürmen. Endlich sind die alten AWD-Verträge mal für etwas gut.#StartUpSat1 #RoastCM pic.twitter.com/BcAgWRx5Br — Ralf Podszus (@RalfPodszus) 4. April 2018 Es ist eine Anspielung auf Maschmeyers Vergangenheit, die ihn ebenso reich wie umstritten gemacht hat. Mit AWD, dem von ihm gegründeten „Allgemeinen Wirtschaftsdienst“, häufte der Unternehmer in den Neunzigerjahren ein Vermögen an, indem er als unabhängiger Anbieter Finanzprodukte wie zum Beispiel Versicherungen verkaufte. Später klagten Tausende Kunden, die mit AWD-Produkten Geld verloren hatten. Maschmeyer verkaufte seine Firma schließlich – und ist heute als Investor stets auf der Suche nach der nächsten großen Geschäftsidee. +++ Außerdem bei Orange: Enthüllungsbuch – Warum jetzt alle über Carsten Maschmeyer reden +++ Das ist auch der Gedanke hinter „Start up!“. Zumindest will Sat.1 das weismachen. Leider geht es so gut wie nie um die Erfindungen, die Produkte, kurz: um Substanz. Stattdessen taucht Maschmeyer plötzlich in Overall und Basecap an einer Rennstrecke auf. Seine Botschaft: „Start up heißt Vollgas!“ Und: „Mit Krisen kann man nicht verhandeln.“ So lief die "Start up!" Twitter-Challenge mit Carsten Maschmeyer Deswegen will er eine Stresssituation simulieren. Und das geht so: Die Teilnehmer brausen im Beifahrersitz eines 700-PS-Boliden über den Spreewaldring und müssen dabei Quizaufgaben lösen. Einer nach dem anderen. Mit den immer gleichen Fragen. Es zieht sich wie das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Nur, dass es nie Nacht wird. Auch eine Siegerehrung darf nicht fehlen. Samt Sektdusche. In Super-Zeitlupe. Toll. Was macht eigentlich Twitter? Maschmeyer meldet sich zu Wort: „Wichtig: Es gewinnt nicht der Tweet mit den meisten Likes. Sondern der, über den ich am meisten lachen muss.“ Ob das auch für die Einfälle seiner Gründer gilt? Wichtig: Es gewinnt nicht der Tweet mit den meisten Likes. Sondern der, über den ich am meisten lachen muss. Also nix mit #Followerpower - gleiche Chancen für alle. #RoastCM #StartUpSat1 — Carsten Maschmeyer (@maschmeyer) 4. April 2018 So berechtigt der Spott an vielen Stellen ist: Die Sendung deutet auch mal an, dass sie anders kann. Ein Experte gibt der Gründerin Sevil Tipps für ihren Spezialverschluss. Der soll farblich anzeigen, ob Milch noch haltbar ist. In einem anderen Moment müssen die Kandidaten mithilfe von Komparsen und Requisiten auf einer Theaterbühne ihre Zielgruppe vorstellen. Erkenntnisreich doziert Maschmeyer außerdem über die Geheimnisse von Firmenlogos. +++ Außerdem bei Orange: So lebt Frank Thelen aus „Die Höhle der Löwen“ +++ Warum aber lässt Sat.1 die Gründer anschließend nicht ihre eigenen Entwürfe präsentieren? „Nächste Woche möchte der Investor Ergebnisse sehen“, heißt es nur vage aus dem Off. Stattdessen schleicht „Start up!“ nach mehr als zwei Stunden mit einer internen Jurysitzung und Einzelgesprächen gänzlich ohne Höhepunkt dem Ende entgegen. Das habe ich jetzt von meinem #MeanTweets-Aufruf! Mein Bauch tut mir weh vor Lachen. Brauche noch ein bisschen Zeit, um mich durch all eure Kommentare zu wühlen. Morgen gibt’s die Auflösung. #RoastCM #StartUpSat1 — Carsten Maschmeyer (@maschmeyer) 4. April 2018 Den spannendsten Moment des Abends hat sich Carsten Maschmeyer derweil aufgehoben. Wenn auch nicht im TV, sondern für Twitter: „Brauche noch ein bisschen Zeit, um mich durch all eure Kommentare zu wühlen. Morgen gibt’s die Auflösung.“