Unternehmensberater von der Straße: Galeria Kaufhof steckt in der Krise. Die Kaufhauskette verliert Kunden und macht Verlust. Wir haben junge Menschen beim Shoppen gefragt, wie sie das Traditionsunternehmen retten würden. Ich fasse an den silbernen Griff, stoße die Glastür auf – und stehe mitten in einem Labyrinth. Vor mir baut sich ein glitzerndes Gewirr aus Gängen, Rolltreppen und Aufzügen auf. Es mag komisch klingen: Ich bin 16 Jahre alt und heute zum ersten Mal alleine bei Kaufhof. Bevor ein falscher Eindruck entsteht: Ich lebe in Berlin, nicht auf dem Dorf. Doch Galeria Kaufhof kenne ich bisher nur von außen und von Werbeplakaten an Haltestellen. So wie mir geht es sehr vielen Leuten in meinem Freundeskreis. Galeria Kaufhof in der Krise: Was ist eigentlich ein Warenhaus? Für uns gehören Kaufhäuser nicht mehr zum Einkaufsleben. Wir shoppen vor allem im Internet oder in Stores einzelner Marken. Bei Nike zum Beispiel, bei Zara oder bei H&M. +++ Außerdem bei Orange: Was Primark-Kunden H&M empfehlen +++ Für Galeria Kaufhof, Deutschlands älteste Warenhauskette, ist das ein Problem. Als ich diesen Artikel begonnen habe, musste ich erstmal überlegen, wie ich diesen Begriff überhaupt erkläre: Warenhaus. Dabei ist es eigentlich ziemlich einfach: Galeria Kaufhof betreibt sehr viele solcher Warenhäuser. Allein in Deutschland sind es 96 Stück. Doch es kann gut sein, dass es demnächst ein paar weniger werden. Denn der Kaufhof steckt in der Krise. Laut eines vertraulichen Berichts, aus dem „Der Spiegel“ zitiert, hat Galeria Kaufhof nämlich viele Kunden verloren. 2010 nahm die Kette rund 3,1 Milliarden Euro ein. 2017 waren es nur noch 2,6 Milliarden. Dabei soll das Unternehmen mehrere Hundert Millionen Euro Verlust gemacht haben. Galeria Kaufhof: Das Weihnachtsgeschäft soll schlecht gelaufen sein. Solche Zahlen sind für einen Händler besonders schlimm. Denn gewöhnlich wird ja alles von Jahr zu Jahr ein wenig teurer. Dadurch müssten die Einnahmen eigentlich von ganz alleine steigen, selbst wenn die Kunden genau so viel einkaufen gehen. +++ Hier bekommst du Orange kostenlos per Whatsapp! +++ Bei Galeria Kaufhof gehen sie aber weniger einkaufen. Das vergangene Weihnachtsgeschäft soll besonders schlecht gelaufen sein. In dem vertraulichen Bericht schreibt die Geschäftsführung von „ einer ausgeprägten Ertragskrise“ bei Galeria Kaufhof, berichtet „Der Spiegel“. Jetzt sollen die Mitarbeiter sogar auf Geld verzichten und in der Zentrale in Köln könnten 400 von 1600 Arbeitsplätzen wegfallen. Ein vertraulicher Firmenbericht zeigt: Die neuen Eigentümer von Galeria #Kaufhof treiben das Unternehmen in den Niedergang. (€) https://t.co/n6TXUSTWKT pic.twitter.com/CFa9MdkKgG — SPIEGEL ONLINE (@SPIEGELONLINE) 3. April 2018 Doch was ist der Grund für die Krise? Bei meiner Tour durch den Kaufhof in Düsseldorf fallen mir als erstes Mitarbeiter auf, die überfordert wirken. In der Kosmetikabteilung herrscht sogar recht viel Betrieb. Offenbar zu viel. Eine Frau muss im Sekundentakt Fragen von Kunden beantworten, während ihre Kollegen in einer anderen Abteilung nur herumstehen. Ich fahre mit der Rolltreppe in die Herrenabteilung. Hier bekomme ich das Gefühl, dass der Preis mancher Kleidungsstücke nicht zu der Art passt, wie Kaufhof sie präsentiert. Hosen, Pullover und T-Shirts von teuren Marken hängen versteckt an irgendeinem Kleiderständer oder liegen zerknüllt auf einem Regal. Wer soll dafür 100 Euro ausgeben? Galeria Kaufhof-Umfrage: Junge Kunden finden die Läden zu alt. Vielleicht täuscht mein Eindruck und ich bin der einzige, dem es so geht. Ich gehe raus auf die Straße und frage andere junge Menschen: Wann waren sie zuletzt bei Galeria Kaufhof? Was haben sie gekauft? Und was müsste die Kette tun, um sie besser anzusprechen? Alex, 18 Jahre „Ich kenne Kaufhof und war erst letztes Wochenende dort einkaufen – zwei Hosen. Kaufhof hat eine gute Auswahl und ist auch günstig. Aber ich kaufe auch gern woanders ein, zum Beispiel bei H&M oder bei Foot Locker. Wenn ich abwägen müsste, finde ich aber Kaufhof besser als H&M. Markus, 19 Jahre „Ich kenne Kaufhof. Aber ich gehe da nicht regelmäßig einkaufen. Kleidung kaufe ich eher bei Zara und H&M. Diese Läden sprechen Jugendliche mehr an als Kaufhof. Ich finde, dass Kaufhof zwar viel anbietet. Aber eher Sachen, die ältere Menschen ansprechen.“ Jolina, 20 Jahre „Ich war Anfang des Jahres bei Kaufhof. Aber nur, weil ich Make-Up von Mac wollte. Manchmal kaufe ich auch Klamotten dort. Ich gehe aber viel öfter zu Zara, Mango oder H&M. Um junge Menschen anzusprechen, müsste Kaufhof sein Design ändern. Außerdem ist mir die Beratung in Klamottenläden sehr wichtig. Ich gebe nämlich monatlich etwa 250 Euro für neue Kleidung aus.“ Nadine, 20 Jahre „Es ist ganz schön lange her, dass ich das letzte Mal bei Kaufhof war. Ungefähr vor einem Jahr, als ich eine neue Uhr haben wollte. Kaufhof ist altmodisch, die sollten jünger werden. Selbst das Kaufhof-Personal ist zu sehr auf ältere Kunden fixiert. Wenn ich als junge Frau da reingehe, fühle ich mich unwohl. +++ Außerdem bei Orange: Wer alles am neuen DFB-Trikot für 90 Euro verdient +++ Ich habe das Gefühl, dass ich nicht das Klientel bin, das die ansprechen wollen. Deswegen gehe ich lieber zu New Yorker oder H&M. Da ist das Personal auf jüngere Kunden eingestellt, ich werde besser beraten und sehe hinterher nicht aus wie meine Oma.“ David, 19 Jahre „Es ist bestimmt schon Monate her, dass ich bei Kaufhof war. Für mich ist das kein Laden, in dem ich öfter einkaufen müsste. Kaufhof sollte mehr Werbung machen und Aufmerksamkeit bei jungen Leuten erregen. Oder vielleicht auch mal ein paar Aktionen machen. +++ Außerdem bei Orange: Wie die Parfümerie-Kette Douglas cool werden will +++ Ich denke, dass man Warenhäuser wie Kaufhof oder Karstadt nicht mehr zwingend braucht. Ich kaufe meine Klamotten am liebsten online oder auch bei C&A, weil ich da günstige Pullis für die Arbeit bekomme. Die C&A-Pullis finde ich auch qualitativ hochwertig. Ich gebe etwa 20 bis 30 Euro im Monat für Kleidung aus.“ Fred, 31 Jahre „Ich war erst vor zwei Tagen bei Kaufhof. Dort kaufe ich in der Regel Schreibwarenartikel. Kaufhof ist ein riesiger Laden, in dem man alles findet. Aber ich persönlich finde ihn nicht besonders modern. Es ist eher ein Laden für ältere Leute. Was mich sehr stört? Dass in den verschiedenen Abteilungen nie jemand da ist, der mich bedient. +++ Außerdem bei Orange: Eva weiß, wie man Influencerin wird. Sie hat es ausprobiert. +++ Wenn ich dann auf eigene Faust suche und nichts finde, gebe ich schnell auf und gehe eben woanders hin. Für Klamotten am liebsten zu Zara oder zu Berschka. Online-Shopping ist nichts für mich. Es gibt zwar eine riesige Auswahl, aber ich will die Sachen direkt anprobieren. Ob man die großen Warenhäuser noch braucht, weiß ich nicht. Aber man braucht definitiv noch Verkäufer, die einen beraten.“ Ivetta, 32 Jahre „Ich gehe sehr gerne bei Zara einkaufen. Online-Käufe finde ich lästig, weil ich immer alles selber zurückschicken muss, wenn es nicht passt. Große Warenhäuser wie Kaufhof oder Karstadt brauchen wir definitiv weiterhin. Das sind Läden, in denen man immer alles findet. Ansonsten müsste man in einzelnen Boutiquen suchen. Für Klamotten gebe ich nicht so viel Geld aus, da bin ich eher zurückhaltender.“ Die Autoren: Maximilian Schlegel geht in die 11. Klasse eines Gymnasiums in Berlin und macht ein Schülerpraktikum bei Orange. Fulya Cayir ist Volontärin an der Georg von Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten.