Katharina Schulze ist Spitzen-Kandidatin der Grünen bei der Landtagswahl in Bayern 2018. Die Prognosen sehen die Partei als zweitstärkste Kraft. Woher kommt die Power? Vor 24 Jahren wurde ich in einem kleinen Dorf in der Nähe der (ebenfalls kleinen) Stadt Rothenburg ob der Tauber geboren. Japanische und US-amerikanische Touristen können das meist schon geografisch einordnen, bei meiner Generation muss ich für gewöhnlich etwas nachhelfen. „Das liegt in Mittelfranken, zwischen Würzburg und Nürnberg“, erkläre ich dann. Kurz gesagt: Ich komme aus Bayern. Landtagswahl in Bayern 2018: Katharina Schulze macht Bayern grüner denn je Jetzt studiere ich in der schwäbischen Stadt Ulm. Den Freistaat verlassen habe ich trotzdem nicht und wohne – auf der bayrischen Seite der Donau - in Neu-Ulm. Seit meiner Geburt hat es in Bayern nie eine Regierung ohne die CSU gegeben. Bis auf die Landtagswahlen im Jahr 2008 haben die Christsozialen sogar ausnahmslos die absolute Mehrheit erreicht. https://www.youtube.com/watch?v=LNCCe4gEqiE Katharina Schulze im Selbstportrait: „Du willst das auch?“ Am kommenden Sonntag könnte, laut aktuellen Umfragen, zum ersten Mal seit mehr als 60 Jahren eine Regierung ohne CSU gebildet werden. Mit 19 Prozent sind die Grünen laut Umfragen gerade die zweitstärkste Partei. Zwar gilt ein Regierungsbündnis zwischen Grünen, SPD, Freien Wählern und FDP als sehr unwahrscheinlich, jedoch sind die Wahlumfragen Anlass genug, die grüne Kandidatin genau unter die Lupe zu nehmen. Mein Weg auf der Reise zu Katharina Schulze führt mich nach Fürth. Dort spricht die Grünen-Politikerin mit ihrem Parteikollegen und -Vorsitzenden Robert Habeck unter dem Motto „Mut geben statt Angst machen“ zu aktuellen Wahlkampfthemen. Die Fragerunde findet unter freiem Himmel statt, im Vorgarten des Kulturzentrums Kofferfabrik. Wer ist Katharina Schulze? Die Bühne ist mit großen Sonnenblumen geschmückt und das Publikum sitzt auf Bierzeltbänken. Bevor es losgeht, stimmen alle erstmal ein Geburtstagslied für eine Parteikollegin an – eine Wahlveranstaltung, die an Gartenparty erinnert. Nachdem Schulze und Habeck die Menge begrüßt haben, verlieren sie keine Zeit. Die absolute Mehrheit der CSU sei bald Geschichte, sagen sie zum Einstieg. Der Großteil klatscht, jedoch sind nicht nur grüne Wähler gekommen. „Ich bin einer, der die anderen wählt“, gesteht ein Gast in der Fragerunde später. Katharina Schulze ist weiblich und 33 Jahre jung. Es scheint, als seien diese Faktoren auch ein großer Teil ihrer Wahlkampfstrategie. Mit Dauerlächeln und euphorischem in-die-Hände-klatschen setzt sie an diesem Abend auf Jugendlichkeit. Schulze ist seit 2016 Fraktionsvorsitzende ihrer Partei im Bayrischen Landtag. Mit 28 Jahren wurde sie als Innenpolitikerin und Sprecherin für Strategien gegen Rechtsextremismus ins Parlament gewählt. Schülersprecherin, Studium der Politikwissenschaft, Grüne Jugend, Hochschulbeirat und wissenschaftliche Mitarbeiterin bei einer Landtagsabgeordneten – Schulze klapperte auf dem Weg in den Landtag alle gängigen politischen Stationen ab. Katharina Schulze setzt auf Dauerlächeln „Katharina ist das beste Geschenk, das uns in 100 Jahren Frauenwahlrecht gegeben wurde“, schmeichelt Robert Habeck seiner Parteikollegin auf der Bühne. Neben Gleichberechtigung reden die beiden auch viel über das andere Lieblingsthema der Partei: Klimapolitik. Was den Fürther Bürger an den Windrädern stört – das Aussehen – wird von Schulze mit der Aussage „also ich freue mich immer, wenn ich Windräder sehe“, einfach weggelächelt. Der Norden sei dabei ein Vorbild, sagt Schulz und blickt dabei zu ihrem Kollegen Habeck, der selbst aus Norddeutschland kommt. Ich höre es aus den hinteren Reihen protestieren: „Wir sind hier nicht im Norden!“. „Wir brauchen mehr Windräder in Bayern!“ – Die Grünen wollen den kompletten Stromverbrauch in Bayern bis zum Jahr 2030 auf erneuerbare Energien umstellen. Aber auch andere Themen kommen zur Sprache. Der 11-jährige Birk fragt nach den U18 Wahlen und der 8-jährige Freddy will über seine Grundschule sprechen. Digitalisierung durch Netzausbau, Home-Office-Modelle, digitale Ausstattung und politische Bildung an Schulen sind Themen, mit denen Schulze vor allem die Jugend ins Boot holen will. Prognosen sehen Grüne bei der bayerischen Landtagswahl bei 19 Prozent Als die Landtagskandidatin darauf angesprochen wird, das Image der Grünen als Verbotspartei aufzuweichen, antwortet sie: „Ich bin froh über den Elan, der rüberkommt. Schreiben Sie mir eine E-Mail falls sich das ändern sollte. Ich erinnere mich dann an Sie.“ „Es kann nicht sein, dass wir immer noch nicht überall ordentliches Internet haben.“ – Die Grünen wollen Bayern flächendeckend mit schnellem Internet versorgen. Nach anderthalb Stunden verabschiedet sich die Spitzenkandidatin von dem Fürther Publikum mit herzlichem Winken und von ihren Arbeitskollegen mit noch herzlicheren Umarmungen. Nicht für alle Fragen war an diesem Abend Zeit. Ganz im Zeichen der grünen Nahverkehrspolitik muss Katharina Schulze noch einen Zug erwischen. „Im Kampf gegen die Abgase setzten wir auf den Ausbau des öffentlichen Verkehrssystems.“ – Die Grünen wollen den öffentlichen Nahverkehr, Carsharing sowie Wander- und Radwege ausbauen. Ich denke nach: Wie viel Jugendlichkeit will Bayern und wie international darf die Politik sein – für ein Bundesland, das seine Extrawurst so sehr liebt. Dann verlasse ich die Veranstaltung. Das milde Gartenparty-Wetter hat sich zu einer frischen Herbstnacht abgekühlt – spätestens Montag werden wir die Antwort wissen. Mehr von Orange zu den Grünen: Was bieten CSU und Grüne der bayerischen Jugend? Grüne Jugend-Chef Max: Streicht Inlandsflüge! Die Grünen-Vorsitzenden im Portrait