Ausverkauf bei Pandora: Der Wert des Unternehmens ist 2018 um die Hälfte gesunken, der Gewinn bricht ein. Jetzt will sich der Schmuckhersteller mit einer neuen Strategie retten. Die Filiale von Pandora am Kurfürstendamm in Berlin ist klein aber fein: In Vitrinen ist der Schmuck edel aufbereitet, überall glitzert und blinkt es. Hier eisblaue Anhänger für 39 Euro, da Ohrringe in Roségold für 69 Euro, zum gleichen Preis gibt's auch ein „Ice Ring“-Armband. Warum Pandora an Glanz verliert Doch sieht es in der Kasse genau so glänzend aus? Die drei Mitarbeiter vor Ort möchten dazu keine Fragen beantworten, aber die jüngsten Geschäftszahlen des dänischen Konzerns öffnen die Büchse der Pandora: „Die Ergebnisse waren unbefriedigend“, sagte Finanzchef Anders Boyer mit Blick auf die Zahlen. Der Umsatz zwischen Juli und September dieses Jahres liegt drei Prozent unter dem vom vergangenen Jahr. Dabei will die Firma eigentlich wachsen. Noch schlimmer sieht es beim Gewinn aus: 30 Prozent minus im Vergleich zum Vorjahresquartal. Den Geschmack der Kundinnen und Kunden hat die jüngste Kollektion wohl verfehlt: Das neue Sortiment sieht Pandora als einen möglichen Grund für die Verluste. Hört man sich auf dem Berliner Kurfürstendamm um, spiegelt sich diese Entwicklung auf der beliebten Einkaufsmeile nur bedingt wider. Pandora reduziert Zahl der neuen Läden und eröffnet Stores vor allem in China Katerina Tsatsakou erzählt, dass sie sich immer mal wieder bei Pandora schmückt: „Das letzte Mal habe ich ungefähr vor einem Jahr dort etwas gekauft. Mir gefallen die Sachen und der Stil. Zwar bleibe ich jetzt nicht immer up to date was die neuen Kollektionen angeht, aber wenn ich an einem Laden vorbeikomme, schaue ich schon mal rein.“ Auch Flora Wegener glaubt nicht, dass die Zeit von Pandora vorbei ist: „Ich selber habe nichts von Pandora, ich trage generell nicht so viel Schmuck. Ich weiß aber, dass meine Mutter beispielsweise Schmuck von dort hat. Es scheint also schon noch beliebt zu sein.“ Letztlich bleibt es wohl eine Frage des Geschmacks - und des Geldes. Liudmila Rusu gefällt der Schmuck, doch allzu häufig kauft sie trotzdem nicht bei Pandora ein. „Ich habe mir dort im Mai etwas gekauft. Aber da ich Studentin bin, wird es bis zum nächsten Kauf wahrscheinlich noch ein wenig dauern. Vielleicht kaufe ich eher etwas, wenn ich in den Beruf gestartet bin.“ Shares in Danish jewelry maker Pandora plunge 12% after it cuts its outlook again https://t.co/l0sc4TIvHV pic.twitter.com/sCTt3iYIFz— Bloomberg (@business) 6. November 2018 Ein weiterer Grund für die glanzlosen Geschäftszahlen von Pandora ist, dass immer mehr Leute online einkaufen. Bisher hat das Unternehmen aber vor allem auf den klassischen Einzelhandel gesetzt. Weltweit gibt es mehr als 2.600 „Concept Stores“ von Pandora, 154 davon in Deutschland. Doch die Kosten für den klassischen Verkauf sind deutlich höher als im Onlineshop. Der hat 24 Stunden geöffnet und braucht keine Mitarbeiter, die hinter der Ladentheke stehen. Pandora produziert ausschließlich in Thailand Immerhin: Betrachtet man nur die Umsätze aus dem Onlinehandel, zeigt sich im Quartalsbericht von Pandora ein Wachstum von 52 Prozent. Das passt zum modernen Einkaufsverhalten. Wie der Onlinehandelsverband bevh berichtet, sind die Einnahmen übers Internet im Bereich Schmuck im ersten Quartal dieses Jahres um mehr als ein Drittel gestiegen. Somit war die Schmuckbranche das Segment mit dem größten Umsatzwachstum im Onlinehandel in diesem Zeitraum. https://www.youtube.com/watch?v=ylAPhC0PwUs Werbung für die neue Kollektion: Pandoras Box zu Weihnachten. Mit ihrer neuen Strategie namens „NOW“ will Pandora sich diesen Markttrends anpassen: weniger neue Läden eröffnen, das Online-Angebot erweitern und die Stores selbst betreiben, statt sie von selbstständigen Unternehmern führen zu lassen („Franchise“). Damit handelt Pandora ähnlich wie die Modeketten H&M und Zara, die seit kurzem ebenfalls das Eröffnen von neuen Filialen zurückgefahren haben. +++ Außerdem bei Orange: Warum H&M junge Leute nicht mehr anzieht +++ Eigentlich wollte Pandora bis 2022 jährlich 200 neue Läden irgendwo auf der Welt eröffnen, mit der neuen Strategie werden es aber weniger werden, schreibt das Unternehmen auf der Website. Die Mehrzahl der Neueröffnungen werde es in China, Indien oder Lateinamerika geben, dort verspricht sich die Firma noch Wachstum mit dem klassischen Geschäft. Ausverkauf bei Pandora: Aktie verliert 46 Prozent im Jahr 2018 Möglich ist, dass unter diesen Maßnahmen die Angestellten leiden: Bereits nach den schlechten Umsatzzahlen im zweiten Quartal hatte Pandora im August 2018 die Entscheidung getroffen, fast 400 Leute zu feuern. Diese Entlassungswelle traf vor allem Thailand, wo die Hälfte der weltweit rund 28.000 Mitarbeiterinnen beschäftigt sind und den Schmuck herstellen. Sowohl für Mitarbeiter als auch für Investoren scheint sich also die sprichwörtliche Büchse der Pandora mit ihrem Unheil geöffnet zu haben. Allein in diesem Jahr hat sich der Wert des Unternehmens an der Börse halbiert, nach Bekanntgabe der jüngsten Zahl schoss der Aktienkurs um mehr als zehn Prozent nach unten. Das entspricht einem Wertverlust von fast 600 Millionen Euro an einem einzigen Tag. Der erste, der mir Pandora-Schmuck schenkt, wird erschossen. — Anne Hufnagl (@Twelectra) 1. Februar 2018 Noch schlimmer ist möglicherweise eine andere Zahl: 80 Prozent. So stark ist die Zahl der Erwähnungen der Marke in sozialen Netzwerken in den vergangenen beiden Jahren gesunken, schreibt die „Financial Times“ und beruft sich auf Analysten des Finanzdienstleisters Olivetree. Und wenn Pandora im Gespräch war, dann „überwiegend negativ“. Jetzt muss der Schmuckhersteller beweisen, dass aus der „NOW“-Strategie auch ein „WOW“ fürs Geschäft wird. Mehr von Orange zu Mode: Zalando macht mehr Verlust – aus 3 Gründen Diese Schuhe sind der Renner im Silicon Valley Bei H&M liegen Klamotten im Wert von mehr als 3 Milliarden Euro im Lager