In New York steht der mutmaßliche Drogenboss "El Chapo" vor Gericht. Ob er am Ende schuldig gesprochen wird, entscheiden ganz normale Bürger. Nach diesem Artikel verstehst du den Prozess. Auf den ersten Blick wirkt der Mann, der seit Dienstag in New York auf der Anklagebank sitzt, harmlos: Er heißt Joaquín Guzmán, ist 61 Jahre alt und 1,60 Meter groß. Genannt wird er: der Kurze („El Chapo“). Seine einzige Bitte an das Gericht bei Prozessauftakt war, seine Frau Emma Coronel und seine siebenjährigen Zwillinge umarmen zu dürfen. Die Verbrechen von „El Chapo“: Diese Taten wirft die Staatsanwaltschaft Joaquín Guzmán vor Tatsächlich gilt „El Chapo“ aber zu den gefährlichsten Drogenbossen der Geschichte: Die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem Drogenhandel, Geldwäsche und das Führen einer kriminellen Organisation vor. Einen Namen machte sich „El Chapo“ als Chef des mexikanischen Drogenkartells Sinaloa, mit dem er unzählige Tonnen Heroin und Kokain in die USA geschmuggelt haben soll. Die Menge soll so groß gewesen sein, dass alle 300 Millionen US-Bürger etwas von dem Kokain hätten abhaben können, wie der Staatsanwalt am Dienstag sagte. „El Chapo“ soll außerdem für mehr als 3.000 Morde verantwortlich sein. Entweder Auftragskiller oder er selbst hätten zur Waffe gegriffen, wenn es galt, einen Widersacher aus dem Weg zu räumen. Die Staatsanwaltschaft spricht von einem „blutigen Krieg“. In Mexiko ist „El Chapo“ mehrfach aus dem Gefängnis ausgebrochen. Im Juli 2015 entkam er durch einen 1,5 Kilometer langen Tunnel. Dieser war professionell gebaut und verfügte über elektrisches Licht, Luftzufuhr und sogar Schienen für ein Spezialmotorrad. https://youtu.be/8dQqmqpXwLk Video: Durch diesen Tunnel soll "El Chapo" 2015 geflohen sein. Alles Quatsch, sagt die Verteidigung zu den Vorwürfen: Kontrolliert habe er gar nichts, er habe lediglich das Scheinwerferlicht genossen. In einem umstrittenen Interview mit dem Hollywood-Star Sean Penn klang das aber ganz anders: „Ich liefere mehr Heroin, Methamphetamin, Kokain und Marihuana als jeder andere auf der Welt. Ich habe eine Flotte von U-Booten, Flugzeugen, Lastwagen und Booten“, prahlte „El Chapo“. Nach der Festnahme von "El Chapo": Joaquín Guzmán saß knapp zwei Jahre lang im Gefängnis Im Januar 2016 gelang es Spezialkräften schließlich, den mutmaßlichen Drogenboss festzunehmen. Ein Jahr später lieferte Mexiko „El Chapo“ an die USA aus. Dort wurde er in ein Gefängnis im New Yorker Stadtteil Manhattan gebracht, wo er knapp zwei Jahre in einer 15 Quadratmeter großen, fensterlosen Zelle saß. Der Prozess in New York kann mehrere Monate dauern. Mit der Todesstrafe muss Joaquín Guzmán nicht rechnen, die wurde bei der Auslieferung von Mexiko an die USA ausgeschlossen. Prozess gegen "El Chapo": Jury entscheidet, ob Joaquín Guzmán schuldig oder unschuldig ist Wie der Prozess ausgeht, entscheidet die sogenannte Jury. Sie fällt am Ende das Urteil: „guilty or not guilty“. Nur die Höhe der Strafe bestimmt der Richter. Er erklärt außerdem, wie die Rechtslage aussieht und beantwortet juristische Fragen während der Verhandlung. Die Jury besteht in der Regel aus ganz normalen Bürgern aus allen Schichten. Die insgesamt zwölf Mitglieder sollen die amerikanische Gesellschaft abbilden. Das ist ein großer Unterschied zu einem deutschen Strafprozess: Auch dort gibt es mit den sogenannten Schöffen Laien-Richter. Die entscheiden zwar mit, ersetzen aber nicht den Richterspruch bei der Frage nach einem Freispruch oder einer Verurteilung. Schöffe kannst theoretisch auch du werden, es ist ein Ehrenamt. Prozess gegen "El Chapo": Jury soll anonym bleiben – aus Angst vor Angriffen und Drohungen Weil in den USA die Jury das Urteil fällt, kann schon die Auswahl der Jury-Mitglieder den Ausgang des ganzen Verfahrens beeinflussen. Im Fall von "El Chapo" kommt noch eine andere Schwierigkeit dazu: Niemand soll erfahren, wer die Juroren sind. Denn die amerikanische Justiz hat Angst, dass Kompagnons des Angeklagten versuchen, die Jury-Mitglieder zu bedrohen oder gar anzugreifen. Summons: You've been selected for Jury duty in the El Chapo case Me:......#ElChapo pic.twitter.com/RnaKfRnUCv — IAmCash (@Cashidah) 13. November 2018 Ausbrechen dürfte „El Chapo“ in New York allerdings nicht so schnell: Allein für seinen Transport vom Gefängnis zum Gericht haben die Behörden bereits mehrmals die Brooklyn Bridge vollständig gesperrt. Die US-Justiz will in dem Prozess nichts dem Zufall überlassen. Mehr auf Orange über Drogen: „Alle Drogen erlauben!“, fordert dieser Wirtschaftsprofessor So läuft das Geschäft mit illegalen Drogen in Deutschland Was der Drogenkrieg mit Mexiko macht