Christopher Galla hat als Immobilienmakler viel Geld verdient. Jetzt hat er seinen Job gekündigt und reist um die Welt. Dabei gibt er jeden Tag jemandem zehn Dollar, um die Welt ein bisschen besser zu machen. Wir haben mit ihm gesprochen. Vor einem Jahr habe er mal einen Spruch gelesen: „How do you change the World? By simple acts of kindness everyday.“ So beginnt Christopher Galla den ersten Post seiner Facebookseite „I Give A Buck“. Der 49-Jährige wolle jetzt täglich zehn Dollar am Tag verschenken. An irgendwen, irgendwo auf der Welt. „If they need it great. If not, I ask the people to pay it forward.“ Wer es nicht braucht, soll es weiterreichen. Zeit für ein Gespräch übers Geben und Geben. https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=383366589072381&id=133771570698552 Hallo Christopher! Hast du heute schon jemandem zehn Dollar gegeben? Ich war heute im Immigration Center hier auf Kho Samui in Thailand und dachte eigentlich, da werde ich jemanden kennenlernen. Schließlich kann in einem Einwanderungszentrum jeder ein bisschen Liebe gebrauchen. Aber alle waren sehr still und ernst da, deswegen hat sich heute keine Möglichkeit ergeben. Aber das ist nicht schlimm, manchmal ist das eben so. Warum verschenkst du täglich Geld? Zum einen sind die zehn Dollar für mich ein Anlass, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Ich mag es, fremde Menschen kennenzulernen – so ist man auch auf Reisen niemals allein. Aber gleichzeitig ist das auch als eine Art Graswurzelbewegung gedacht: Ich möchte jeden Tag etwas Gutes tun, damit sich die Idee verbreitet und andere Menschen inspiriert. Es sind nur zehn Dollar, keine Million. Aber wenn sie an jemanden gehen, der gerade einen schlechten Tag hat, können sie seinen Tag besser machen. Und wenn jemand das Geld nicht braucht? Dann kann er oder sie zum Beispiel am nächsten Morgen der Person hinter sich in der Schlange beim Bäcker einen Kaffee bezahlen. Aber egal, ob die Menschen das Geld für sich selbst nutzen oder nicht: Sie werden darüber reden, was ihnen passiert ist – und über die Idee dahinter. Und vielleicht möchte jemand anderes dann auch etwas Gutes tun. Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, das zu tun? Ich glaube, ich habe schon immer auf ungewöhnliche Art und Weise Geld gespendet. Einmal habe ich 40 Schülern ein Eis ausgegeben. Bei McDonald's, das hat mich gar nicht viel gekostet! Aber die Schüler haben alle „Danke, Sir“ gesagt, mit mir eingeschlagen und sich gefreut. Außerdem habe ich mich schon immer gefragt, was passieren würde, wenn man Menschen auf der Straße wahllos Geld in die Hand drückt. Normalerweise sagen viele von uns ja automatisch Nein, wenn ihnen jemand auf der Straße etwas anbietet. Hast du das schonmal erlebt? In China war es wirklich schwierig, die zehn Dollar loszuwerden. Die Leute sind distanziert, viele haben die Idee nicht verstanden. Und dann war da auch noch die Sprachbarriere! Aus Spaß habe ich einen Facebook-Post gestartet, in dem stand, dass ich mein Geld in China nicht losbekomme. Und? Es hat sich ein Chinese gemeldet, der in Amerika wohnt, und gemeint: Hier, ich nehme deine zehn Dollar! Und ich habe ihm die zehn Dollar wirklich überwiesen. Wenig später hat er sich bei mir gemeldet. Er hatte 500 Euro an eine Tafel gespendet – und wollte dort auch freiwillig arbeiten! Als ich das gehört habe, hatte ich wirklich Tränen in den Augen. https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=346106849465022&id=133771570698552 Wie wählst du die Menschen aus, denen du dein Geld gibst? Ich gebe es den Menschen einfach dann, wenn es sich richtig anfühlt. Und wie es aussieht, wähle ich immer genau die richtigen Menschen aus. Ich treffe so viele spannende Menschen! Wen denn du zum Beispiel? In Hongkong war ich an einem Sonntag unterwegs und habe ganz viele Frauen gesehen, die gemeinsam in Parks und am Straßenrand saßen, nur auf Pappen. Am Anfang dachte ich, das seien Flüchtlinge. Aber im Gespräch haben sie erzählt, dass sie Hausmädchen und von den Philippinen sind. Sonntags haben sie immer ihren freien Tag. Ich habe das gegoogelt und herausgefunden, dass viele Philippinas in Hongkong unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten. Ich habe ihnen 40 Dollar gegeben. Vor Freude haben sie gekreischt. Wen noch? Einmal habe ich einem kleinen Mädchen zehn Dollar gegeben, die war mit ihrer Mama unterwegs. Ich habe dann versucht, ihr zu erklären, was ich mache, das Prinzip von „Pay it forward“. Die Mutter hat mich unterbrochen: Das Mädchen hatte gerade in der Schule einen Vortrag darüber gehalten. Schon wieder genau die richtige Person! Das kleine Mädchen war auch Pfadfinderin. Sie hat das Geld dann bei einer Pfadfinder-Aktion für Tsunami-Opfer gespendet. https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=365526080856432&id=133771570698552 Die Länder, in die du reist, sind arm, viele der Menschen dort haben das Geld wirklich nötig. Doch du gibst deine Scheine auch an westliche Touristen, warum? Es bekommen ja nicht nur Wohlhabende mein Geld. In China habe ich einem Mann ohne Arme und Beine zehn Dollar gegeben, in Chiang Mai in Thailand Frauen aus einem Frauengefängnis 20 Dollar. Aber der Hauptgrund, warum ich das Geld nicht nur an die gebe, die es dringend brauchen, ist der: Dort würde es aufhören. Die nehmen das Geld und freuen sich, aber dann war es das. Ich will, dass diese ganze Sache sich weiterentwickelt und wächst. Dass Menschen darüber reden und mehr Gutes tun. Wie finanziert du das eigentlich alles? Ich habe 27 Jahre sehr hart gearbeitet, sieben Tage die Woche – und dabei mein verdientes Geld nicht zum Fenster hinaus geschmissen. Für die Reisen in den nächsten beiden Jahren habe ich 70.000 Euro gespart. Außerdem habe ich durch Mieteinnahmen und Aktien immer noch ein bisschen Einkommen. Ach, und ich habe 17 Kreditkarten mit zwei Millionen Kreditkartenpunkten. Wie geht das genau? In den USA funktioniert vieles über Kreditkarten. Die Banken wollen dabei so viele Kunden wie möglich haben. Deswegen gibt es ein Punktesystem. Wenn man sich eine Kreditkarte bei einer Bank holt, bekommt man eine gewisse Summe Punkte dazu, für jeden Umsatz, auch für Flüge. Im ersten Jahr sind die Kreditkarten günstig, deswegen kündige ich sie vor dem zweiten Jahr. So habe ich schon zwei Millionen Punkte ansammeln können. Wenn ich jetzt von Neuseeland heim nach Denver fliegen möchte, kostet mich das nur 12 Dollar Steuer – und 40.000 Punkte. So spare ich. Danke für das Gespräch, Christopher! 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