Smart Plugs verbinden deine Elektrogeräte mit dem WLAN und versprechen das Stromsparen per App. Wir machen den Test – das Ergebnis: wenig elektrisierend. 7 Uhr, Montagmorgen. Noch ehe dein Wecker klingelt, fahren die Rollläden im Schlafzimmer leise hoch und lassen die ersten Sonnenstrahlen ins Zimmer. Während du unter der Dusche stehst, bereitet die Kaffeemaschine schon die erste Tasse Kaffee des Tages zu. Smart Plugs im Test: Lässt sich mit Steckdosen Geld sparen? Mit Schließen der Wohnungstür regelt sich deine Heizung um ein paar Grad runter, fährt aber abends rechtzeitig auch wieder hoch, sodass du die Temperaturschwankungen gar nicht mitbekommst. Das Licht im Wohnzimmer und in der Diele ist auch schon an, damit du nicht alleine in eine dunkle Wohnung kommst. Klingt gut, oder? Dank “SmartHome“ ist dieses Szenario längst keine Wunschvorstellung mehr. Mit dem nötigen Kleingeld und den räumlichen Voraussetzungen kann man sein Zuhause mit Hilfe der entsprechenden Gadgets intelligent und steuerbar machen. Das soll Zeit und vor allem Geld sparen. Zwei Studien aus dem Jahr 2011 (Fraunhofer Instituts für Bauphysik) und 2018 (Cologne Institute for Renewable Energy der TH Köln und der Kölner RheinEnergie) haben ergeben, dass sich mit einer intelligenten Haussteuerung der Strom- und Gasverbrauch um bis zu 30 bis 40 Prozent reduzieren könnte. Getestet wurden in beiden Studien allerdings ganze Haussysteme mit Tür- und Fenstersensoren sowie automatische Rollläden. Zudem haben sich die Probanden intensiv mit der Technik auseinandergesetzt, um die Systeme perfekt auf ihre Wohnung anzupassen. Geht das auch einfacher? „Die Lichtsteuerung über Zeitschaltung und zum Beispiel Bewegungsmelder sind einfache und schnell umgesetzte Maßnahmen, um Energie einzusparen und die Energieeffizienz im eigenen Haushalt zu erhöhen“, erklärt mir David Schick von der Verbraucherzentrale NRW. Wie effizient diese Maßnahmen sind, hänge dabei aber von der Nutzung ab. Wer seine vier Wände nicht vollends vernetzen und dennoch nicht auf das smarte Wohngefühl verzichten möchte, kann ganz klein und simpel anfangen: mit “intelligenten Steckdosen“. https://www.youtube.com/watch?v=Da7R6hsFqzc DIY Smart Plug: So bastelst du dir deine schlaue Steckdose selbst. Egal ob als “Smart Plug“ oder “schaltbarer Zwischenstecker“ deklariert, versprechen sie alle das Gleiche: höherer Wohnkomfort bei niedrigeren Stromkosten. Einmal mit dem heimischen WLAN-Netz verbunden, sollen die Stecker per App steuerbar sein, auch von unterwegs. Mit einem Klick könnten so alle Geräte vom Netz genommen werden. Eine Funktion, die ich mir äußerst praktisch vorstelle. Zwar achte ich darauf, das Licht auszumachen, wenn ich die Wohnung verlasse. Aber Fernseher, Kaffeemaschine und Co. schlummern auch bei mir den ganzen Tag im Standby-Modus weiter. Teckin WLAN-Steckdose im Test: nur 9 Euro Ersparnis pro Jahr Ich mache mich also auf die Suche nach den praktischen Helfern und bin erst einmal enttäuscht. Unter 40 Euro ist nichts zu finden. Hinzu kommt, dass die Zwischenstecker von den gängigsten Anbietern wie Innogy, Telekom, Bosch oder Eon nur mit den hauseigenen Basisstationen funktionieren. Die kosten allerdings alle um die 120 Euro. Ehe ich also Strom und damit Geld sparen kann, muss ich einiges ausgeben. “Smart“ ist das für mich nicht. Zu meiner Erleichterung werden mir nach einigen Klicks durch die Google-Suchanfragen dann doch auch preiswertere Alternativen vorgeschlagen, wie die der Firma Teckin. Ich entscheide mich für ein Angebot auf Amazon. Für 36,99 Euro erhalte ich drei hochwertig aussehende Zwischenstecker mit exakt den gleichen Funktionen der teureren Modelle. Außerdem benötige ich keine extra Basisstation. Nachdem ich mir die dazugehörige App “Smart Life“ heruntergeladen habe, gebe ich dort mein WLAN Passwort ein und kann mich direkt mit den Steckdosen verbinden. Um später einen besseren Überblick zu haben, ordne ich diese den verschiedenen Räumen zu. Küche, Wohnzimmer, Schlafzimmer. Überall platziere ich einen Stecker und schließe Kaffeemaschine, Fernseher und meine Stereoanlage an. Die App erlaubt mir es nicht nur, die Stromzufuhr zu (de)aktivieren; ich bekomme sogar eine detaillierte und sich in Echtzeit aktualisierende Statistik über den Verbrauch (in Kilowattstunden), die Spannung (in Volt) und den Energiebedarf (in Watt) des Geräts. Das finde ich fast schon spannender als die An- und Ausschaltfunktion, denn so würde ich eventuelle Stromfresser im Haushalt enttarnen können. „Zwischenstecker lohnen sich vor allem für Standby-Geräte“ Die erste Woche lasse ich die Geräte, wie zuvor auch, den ganzen Tag am Netz, nutze sie wie immer täglich und prüfe nach sieben Tagen die Ergebnisse. Bei meinem jetzigen Stromtarif von 24,69 Cent je kWh kostet mich meine Kaffeemaschine in der Woche circa sieben Cent, meine Stereoanlage zwei Cent und mein Fernseher 2,85 Euro. Weit weniger als gedacht. In Woche zwei nutze ich die Funktion „Szenen“ der App und kann aus verschiedenen weiteren Steuerungsoptionen auswählen. Für alle drei Geräte entscheide ich mich für die Möglichkeit der „Zeitsteuerung“. Das heißt: Meine Kaffeemaschine bekommt nur morgens zwischen 7 und 10 Uhr Strom, bei Stereoanlage und Fernseher wähle ich die Zeitspanne zwischen 17 und 23 Uhr aus. Den Rest des Tages nehme ich die Geräte vom Netz. Forschungsprojekt: Mit Smart Home-Systemen lässt sich der Gasverbrauch um bis zu 30 Prozent reduzierenhttps://t.co/NOGaQWkYrC — TH Köln (@th_koeln) 17. April 2018 Ich bin elektrisiert und habe das Gefühl, Unmengen an Strom gespart zu haben. Doch in Wahrheit sind es beim Fernseher gerade einmal 0,7 kWh, sprich 17,3 Cent. Auf ein Jahr hochgerechnet könnte ich so knapp 9,00 Euro sparen. Bei den beiden anderen Geräten scheint die Ersparnis so gering zu sein, dass die App mir noch nicht mal einen Unterschied berechnen kann. Smart Plugs im Test – Fazit: Ich müsste sie 4 Jahre nutzen, um zu sparen „Zwischenstecker lohnen sich insbesondere, um Geräte zu steuern, die sich die meiste Zeit im Standby befinden, und dabei noch einen vergleichsweise hohen Stromverbrauch haben“, bestätigt auch David Schick. Setzt man die Ersparnisse ins Verhältnis zu den Anschaffungskosten, müsste ich die Zwischenstecker circa vier Jahre im Gebrauch haben, bis ich damit Geld spare. Hinzu kommt, dass die Technik in den Steckern auch Strom verbraucht. David Schick rät daher „darauf zu achten, dass der Eigenverbrauch der zusätzlichen Stecker nicht höher als die erzielte Einsparung ist“. Wer also wirklich Strom und Geld sparen will, kommt alleine mit den smarten Steckdosen nicht weit. Die Geräte, die man daran anschließen kann, sind meistens nicht die Energiesünder im Haushalt. Und falls doch, sind es Geräte, die man nicht zeitweise vom Netz nehmen kann – wie zum Beispiel einen Kühlschrank. Wem es allerdings hauptsächlich um Komfort und Gewissheit geht (ist das Bügeleisen wirklich aus?), der wird in den Zwischensteckern einen praktischen Helfer finden, selbst wenn sie nur als Zeitschaltuhr 2.0 während der Urlaubszeit dienen. Und dabei darf man dann auch mit gutem Gewissen auf die preiswerteren Modelle zurückgreifen – oder man zieht wie früher einfach mal den Stecker aus der Dose. Die Autorin: Nadine Keuthen studiert Journalismus an der Hochschule Macromedia in Köln. Dieser Artikel entstand im Rahmen eines Praxisprojekts in Zusammenarbeit mit Orange und Prof. Ralf Spiller. Mehr von Orange zum Thema: Mit diesen 3 Tipps sparst du im Alltag Energie und Geld Ist Strom von Lidl und Aldi wirklich günstig?