Hersteller von Chips, Fruchtgummi, Keksen oder Spülmittel locken Kunden mit viel zu großen Tüten oder Kartons. Wir haben die Anbieter besonders dreister Mogelpackungen gefragt: Was soll das? (Mit Infos von dpa) Vielleicht kennst du das: Du hast richtig Lust auf Süßkram, reißt eine große Packung Kekse auf – und findest: ein kleines Häufchen Gebäck und jede Menge Verpackung ohne Inhalt. Oreo und Finish Powerballs: Wenig Inhalt in großer Packung Egal ob Kekse, Bonbons, Chips oder Grießbrei: Die Hersteller verkaufen uns fast jede Art von Knabberkram in Packungen, die nach deutlich mehr aussehen als tatsächlich drin ist. +++ Bei diesen Produkten schlagen Billigmarken teure Markenprodukte +++ Die Verbraucherzentrale Hamburg hat 14 Verpackungen von Lebensmitteln und Haushaltsartikeln durchleuchtet, über die sich Verbraucher beschwert hatten. Und zwar im wahrsten Sinne: Mit Hilfe eines Röntgengeräts machten die Verbraucherschützer sichtbar, was wirklich in den Packungen steckt. Das Ergebnis ist peinlich für die Hersteller: Im Schnitt waren die Schachteln und Tüten kaum mehr als zur Hälfte gefüllt. 41 Prozent des Inhalts war nur Luft. Vor allem bei Fertigprodukten und Süßkram schwindeln die Unternehmen, berichtet Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Die fordert deshalb, dass Packungen bis zum Rand oder der Naht befüllt werden müssen. Doch was sagen die Hersteller zu den Vorwürfen? Das will ich für Orange herausfinden. Ich beginne bei Mondelēz, dem Unternehmen hinter den dunklen Oreo-Keksen mit der zuckersüßen weißen Füllung. Warum sieht man auf dem Röntgenbild der Packung vor allem Luft statt Süßgebäck? Schriftlich teilt eine Sprecherin mit: Verpackungen schützen Lebensmittel zum Beispiel beim Transport. Sie bewahren ihren Geschmack und portionieren sie in sinnvolle Einheiten. Experten geben ihr sogar Recht, beziehen sich dabei aber eher auf andere Snacks wie zum Beispiel Kartoffenchips. Die können beim Transport nämlich leicht zerbröseln. Die Luft in der Chipstüte ist also tatsächlich wichtig. Maoam von Haribo und Grießbrei von Mondamin: Wenig Inhalt in großer Packung Das kann man bei Spülmittel nicht gerade behaupten. Trotzdem ist auch der Inhalt der Finish Powerballs ziemlich luftig. Die große Verpackung lässt auf wesentlich mehr hoffen als man schlussendlich bekommt. Nur ein Viertel ist überhaupt befüllt. +++ Warum du für richtig gute Pasta nur 39 Cent ausgeben musst +++ Der Hersteller, die Reckitt Benckiser Deutschland GmbH, betont auf Anfrage, dass die Zahl von 27 Stück klar und deutlich auf der Packung gekennzeichnet sei. „Zudem ist bei den Standbodenbeuteln der Inhalt aufgrund des flexiblen Materials haptisch erkennbar“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. Auf deutsch: Man könne ja fühlen, wie viel drin ist. Die Frage nach dem Grund für die übergroße Packung bleibt unbeantwortet. Noch schlimmer als beim Spülmittel sieht es beim "Lieblingsgrießbrei" von Mondamin aus. Gut 83 Prozent der Tüte sind einfach leer. Auch hier fragen wir den Hersteller, was das soll - und bekommen bis Redaktionsschluss keine Antwort. +++ Protein-Hype im Supermarkt: So durchschaust du die Eiweiß-Masche +++ Haribo lockt Zuckerfans mit seinen Maoam "Crazy Rocks" in einer Tüte mit Sichtfenster. Das ist besonders frech. Denn das Fenster ist so bemessen, dass man die Füllmenge gerade noch sehen kann. Es sieht also so aus, als wäre die Packung randvoll. Dreht man die Tüte aber auf den Kopf, verschwinden die bunten Zucker-Kugeln in den endlosen Weiten der Mogelpackung. Eine Sprecherin von Haribo bittet uns am Telefon darum, die Anfrage per Mail zu schicken. Das machen Pressesprecher oft. Manchmal, weil sie im Unternehmen erst einen Ansprechpartner finden müssen. In vielen Fällen aber auch, um erstmal Zeit zu gewinnen. Bis Redaktionsschluss erhalten wir jedenfalls keine Antwort. Mogelpackung im Supermarkt: 95 Prozent der Kunden wollen weniger Müll Immer mehr Kunden ärgern sich über Mogelpackungen der Lebensmittelindustrie, wie der Leipziger Professor für Verpackungstechnologie und Nachhaltigkeit, Eugen Herzau beobachtet. Laut einer Umfrage der Unternehmensberatung PwC wünschen sich 95 Prozent der Verbraucher, dass Hersteller die Verpackung auf ein Minimum reduzieren - auch wegen des vielen Mülls. Um das Problem stärker bewusst zu machen, verleiht die Verbraucherzentrale Hamburg den Schmähpreis „Mogelpackung des Jahres“. Den "Gewinner" wollen die Verbraucherschützer am 21. Januar bekannt geben. Zu den heißesten Kandidaten zählen der Chipshersteller Lorenz, Smarties von Nestlé und Käse von Babybel. Im Röntgentest fällt uns noch ein weiteres Produkt auf: der Weichspüler Lenor. Zwischen Füllhöhe und Deckel ist locker eine Handbreit Platz. Hersteller Procter & Gamble liefert dafür eine überraschend einfache Erklärung: Angeblich schäumt das Waschmittel, wenn es so schnell abgefüllt wird wie bei der Produktion. Füllte man die Flasche bis zum Rand auf, laufe das Produkt über. Mehr auf Orange über Lebensmittel: Du willst gute Schokolade? 49 Cent reichen! Für diesen Pilz zahlst du so viel wie für einen Gebrauchtwagen Alnatura vs Aldi: Wo gibt’s Bio billiger?