Am Samstag startet das Oktoberfest. Hotels? Unbezahlbar! Bierzelte? Voll! Trotzdem hin? Auf jeden Fall! Mit diesen Insider-Tipps wird dein Spontan-Trip zur Wiesn ein Fest. Rund sechs Millionen Menschen kommen zum größten Bierfest der Welt. Vom 21. September bis zum 6. Oktober ist München praktisch ausverkauft und doppelt so teuer wie sonst. Du willst trotzdem zum Oktoberfest 2019 – und das auch noch spontan? Das klingt verrückt – ist aber kein Problem! Denn unsere Autorin Laura lebt in München. Sie kennt die Wiesn und die wichtigsten Infos und Tricks. In diesem Artikel gibt sie dir die Insider-Tipps, die du brauchst. So feierst du das Oktoberfest 2019 so clever wie die Locals. Oktoberfest 2019 – Unterkunft: München kurzfristig und günstig? Klar geht das! Airbnb? Booking.com? Hostel? Vergiss es! Schon Monate im Voraus sind die üblichen Adressen für Unterkünfte in München beinahe völlig ausgeschöpft. Und das zu Preisen, die verboten gehören. Ein Beispiel: Wenn du für das zweite Wiesn-Wochenende noch eine Schlafmöglichkeit für zwei Personen suchst, bekommst du bei Airbnb noch genau drei Angebote, darunter ein Dachzelt fürs Auto und eine Couch im Yogastudio. Deshalb: Weicht lieber aus. Entweder ihr geht raus aus der Stadt und sucht euch etwas im weiteren S-Bahnnetz, zum Beispiel in Freising oder Taufkirchen. Oder ihr schlaft im Zelt (eurem eigenen, nicht dem von Airbnb) und mietet euch für kleines Geld einen Campingplatz im Umkreis von München. Zum Beispiel auf dem Messegelände in München-Riem, im Olympischen Reitstadion oder beim Tierpark in Thalkirchen, wo extra für die Wiesn ein Campingplatz mit Duschen und allem Nötigen aufgebaut wird. Die Nacht im Zelt kostet euch dann zwischen 11,50 und 17,50 Euro – im Prinzip also nur eine Maß. Ansonsten lohnt sich ein Blick auf eBay Kleinanzeigen. Hier vermieten auch jetzt noch Münchnerinnen und Münchener ihre WG-Zimmer und Wohnung, zum Beispiel schon ab 40 Euro oder auf Verhandlungsbasis. Mit etwas Glück könnt ihr euren Wiesnkater sogar umsonst ausschlafen: Auch während des Oktoberfestes bieten Couchsurfer „Zuagroasten“ (Zugereisten) Obdach und verabreden sich auf der Webseite sogar zu gemeinsamen Trinkevents oder laden an ihren noch nicht vollbesetzten Wiesntisch ein. Also: Schaut doch mal auf couchsurfing.com vorbei, tretet der einen oder anderen Whatsapp-Gruppe bei und schreibt auf gut Glück ein paar Münchner Couchsurfer an. Und wer weiß: Vielleicht verbringen du und deine Freunde nicht nur ein lustiges Wiesn-Wochenende mit Gratis-Übernachtung, sondern macht auch gleich noch ein paar Locals zu Freunden. Die ihr im Anschluss als Dankeschön zu euch einladen könnt. Oktoberfest 2019 – Bierzelte: Reinkommen in ein Wiesn-Zelt? So geht das: Obwohl es in den insgesamt 38 Zelten an die 120.000 Plätze gibt, sind diese hart umkämpft. Es kommt aber auch immer darauf an, wann man wo hin geht. Unter der Woche lässt es sich ganz entspannt am frühen Nachmittag Richtung Theresienwiese schlendern. Vorher lohnt es sich nur für die Hartgesottenen, denn obwohl die Zelte schon um 10 Uhr aufmachen, spielen die Kapellen meist erst ab mittags. Ab 15 Uhr wird es langsam geschäftig, und damit auch lustiger. Erst gegen 17 oder 18 Uhr machen die ersten Zelte unter der Woche dann wegen Überfüllung zu. Am Wochenende allerdings solltet ihr früh aufstehen: Holt euch beim Bäcker ein paar Brezn und ein Wegbier und zieht direkt los Richtung Theresienwiese. Das Gelände und die Zelte machen um 9 Uhr auf. Eine Stunde später ist oft schon alles dicht. Deshalb: Seid um acht Uhr da und stellt euch in die Schlange, die sich schon vor den Absperrungen bildet. Außerdem: Ladet euch die offizielle Oktoberfest-App aufs Handy! Dort könnt ihr in einem Live-Barometer verfolgen, welche Zelte wie voll sind. Wählt am besten eines aus, das noch unter 90 Prozent Auslastung liegt, und dann rein da! Gerade kleine Zelte wie der „Goldene Hahn“ oder die „Knödelei“ bieten oft noch Platz, und auch die „Oide Wiesn“ ist etwas entspannter. Wenn ihr trotzdem in einem der 17 großen Zelte wie dem „Schottenhamel“ oder dem „Schützen“ feiern wollt, obwohl die Türen dicht und die Schlangen endlos sind: Geht zu einer der Hintertüren, nehmt 20 Euro in die Hand und versucht, einem der Türsteher damit gut zuzureden. Manchmal klappt es. Und wenn ihr einmal drin seid, dann passt auf, dass ihr euch nicht im Reservierungsbereich niederlasst. Darauf weisen Schilder auf den Tischen hin. Hier bekommt ihr tagsüber zwar einfacher einen Platz, müsst diesen dann aber um 17 Uhr wieder räumen. Und dann kommt ihr garantiert so schnell nirgendwo anders mehr rein. Oktoberfest 2019 – Tischreservierung: Last Minute-Reservierung im Bierzelt? So geht das: Wollt ihr es euch ganz gemütlich machen und noch eine Reservierung ergattern? Für die Münchner schon schwer, für Auswärtige ein Ding der Unmöglichkeit, so zumindest heißt es immer. Über den offiziellen Weg stimmt das auch. Aber: Seit ein paar Jahren gibt es die Wiesntischbörse. Hier kann man entweder Gesuche einstellen oder die Angebote durchstöbern. +++ Warum ich nicht auf die Wiesn will, aber trotzdem hinfahre +++ Und man findet tatsächlich noch einen Haufen Wiesntische mit oder ohne Mindestverzehr von Leuten, die kurzfristig doch nicht können oder noch Plätze an ihrem Tisch frei haben. Auch hier gilt aber, wie überall auf der Wiesn: Die Nachfrage ist höher als das Angebot. Ein bisschen Glück gehört also dazu. Bei Angeboten auf eBay Kleinanzeigen solltet ihr dagegen aufpassen. Abgesehen davon, dass die meist überteuert sind, stecken oft Betrüger dahinter. Oktoberfest 2019 - Bierzelt: Essen mitbringen? Ist das möglich? Die Wiesn ist teuer, das ist kein Geheimnis. Und günstig wegkommen ist wirklich beinahe unmöglich. Allein eine Wiesn-Maß kostet in diesem Jahr zwischen 10,80 und 11,80 Euro, Trinkgeld wird erwartet. Ein gutes Wiesnhendl (Hähnchen) sollte man sich zwar mal gönnen, aber das meiste Essen in den Zelten ist völlig überteuert und oft viel zu salzig, um den Durst einmal mehr anzuregen. Video: So viel Geld lassen junge Menschen auf der Wiesn. Natürlich darf man nicht einfach selbst etwas mit reinnehmen. Aber, liebe Mädels: Die Security wird euch nicht an den Ausschnitt gehen. Es kann euch also keiner was, wenn ihr da den ein oder anderen Müsliriegel unterbringt. Kleine Taschen sind auch erlaubt und wer seine Wasserflasche geschickt in Pulli oder Jacke einwickelt, sollte sie sicher mit reinbekommen. Auch Flachmänner und Klopfer sind so schon nach drinnen gelangt. Ein vollkommen legaler und gemütlicher Weg: Geht tagsüber bei gutem Wetter noch ein Weilchen in einen der vielen Biergärten auf dem Fest, bevor ihr im Zelt feiert. Denn auch dort gilt die Bayerische Biergartenkultur. Solange ihr ein Getränk bestellt, dürft ihr auch etwas zu essen mitbringen. So könnt ihr euch auf dem Wiesngelände noch einmal günstig stärken, bevor ihr auf den Bänken tanzt. Oktoberfest 2019 – Fahrgeschäfte: Welches lohnt sich am meisten? Wenn ihr genug vom Biertrinken habt oder am Ankunftstag erstmal gemütlich Wiesnluft schnuppern wollt, dann setzt euch an die Bavaria und schaut euch das Treiben von oben an. Die Statue der bayerischen Schutzpatronin thront am Rande der Theresienwiese und bietet einen guten Ausblick. Eine lustige Unterhaltung für Zwischendurch ist außerdem der Twitteraccount der Münchner Polizei, die unter #wiesnwache live von besonderen Vorkommnissen berichtet und über die Stadtgrenzen hinaus für ihren Humor bekannt ist. Auch der Dienstsport kommt auf der #Wiesnwache nicht zu kurz! pic.twitter.com/tqi9LV14IJ — Polizei München (@PolizeiMuenchen) 28. September 2018 Oder ihr stürzt euch ins Getümmel und wagt euch auf eines der zahlreichen Fahrgeschäfte auf dem Münchner Oktoberfest. Zwei Empfehlenswerte: Toboggan und Feldl‘s Teufelsrad. Dafür müsst ihr sogar kaum blechen, denn beides ist schon zum Zusehen sehr unterhaltsam. Der Toboggan, das acht Meter lange Förderband, ist ein Klassiker. Dort könnt ihr zuschauen, wie Wiesngänger nach der dritten Maß versuchen, heil oben anzukommen. Beim Teufelsrad müsst ihr zwar drei Euro Eintritt zahlen, könnt dann aber bleiben, solange ihr wollt. Und der Unterhaltungswert ist hoch: Auf Kommando des Moderators, zum Beispiel „Alle Kinder zwischen 8 und 14 Jahren” oder „Alle mit Lederhosen ab 35”, begeben sich alle Aufgerufenen auf eine Drehscheibe, die immer schneller wird. Wer nicht herunterfällt oder irgendwann von selbst aussteigt, wird mit einem großen Ball abgeschossen. Begleitet wird das Ganze von derben Kommentaren des bayerischen Moderators. Ausgerechnet Fahrgeschäfte mit Nervenkitzel lohnen sich dagegen weniger. Gerade wenn es voll ist, sind die nämlich noch teurer und noch schneller wieder vorbei. Zum Beispiel der über 60 Meter hohe „Power Tower“. Gerade mal eine Minute dauerte die kürzeste Fahrt an einem Samstagabend, stellte die tz München im Test fest – und das bei einem Preis von sechs Euro. Wer trotzdem mal eine Runde Riesenrad oder Schiffschaukel fahren will, der sollte sich an die Mittagswiesn halten. Unter der Woche von 10 bis 15 Uhr sind nicht nur die Preise niedriger, sondern auch die Fahrten länger. Oktoberfest 2019 - Anfahrt: Welche U-Bahn-Station ist die beste? Ein Wiesnticket für Bus und Bahn gibt es nicht. Wenn ihr wirklich nur zur Wiesn und wieder zurück wollt, dann holt euch am besten Einzelfahrscheine. Oder, wenn ihr in der Gruppe seid: eine Streifenkarte. Wollt ihr auch sonst noch durch die Gegend touren, könnt ihr mit dem Tagesticket für 6,70 Euro im gesamten U-Bahn-Netz fahren (12,80 Euro für eine Gruppe von bis zu fünf Personen). Drei Tage kosten 16,80 Euro (29,60 Euro in der Gruppe). +++ Der Influencer-Wahnsinn auf dem Oktoberfest +++ Für die Anreise: Fahrt zum Goetheplatz, zur Poccistraße oder zur Schwanthalerhöhe – und nicht zur Haltestelle Theresienwiese. Dort steigen fast alle Touristen aus. Die Locals wissen: Auch die anderen Stationen liegen direkt an der Theresienwiese. Sie sind aber oft deutlich weniger überlaufen. Und wer mit der S-Bahn kommt: Am schnellsten geht‘s zu Fuß von der Hackerbrücke. Oktoberfest 2019: Taxi, Uber, E-Scooter oder Bike – was ist am besten? Das Taxi sollte man meiden, wen einem das Geld nicht egal ist. Zur Wiesn kann es sonst schnell sehr teuer werden. Wer mehrere Maß intus hat, merkt schließlich nicht mehr, wenn der Taxifahrer noch eine kleine Stadtrundfahrt macht. Checkt stattdessen lieber Uber. Da seht ihr den Preis zumindest, bevor ihr einsteigt. Wer unkonventioneller zur Theresienwiese kommen will, kann den E-Scooter nehmen. Aber: Für die Roller hat die Stadt München zum Oktoberfest strengere Regeln verabschiedet. Es werden zwar extra fünf Sammelstellen in der Nähe errichtet, an denen ihr die Scooter abstellen könnt. Aber für den Bereich um die Festwiese gelten dieselben Straßensperren wie für Autos, ihr müsst also ein gutes Stück laufen. Zwischen 17 Uhr und sechs Uhr morgens hat die Stadt gar ein Ausleihverbot im Umkreis ausgesprochen. Und bei Alkohol müsst ihr wissen: Ab 0,5 Promille gilt das Fahren auf dem E-Scooter als Ordnungswidrigkeit, ab 1,1 Promille als Straftat. Für den Heimweg sollte man sich also lieber Alternativen suchen. Besser geht‘s zum Beispiel (wenn der Pegel niedrig genug ist) mit dem Leihrad: Im Umkreis der Wiesn empfiehlt sich vor allem das MVG Bike. Oktoberfest 2019 – Tracht: Günstig Dirndl und Lederhosen? So geht das: Wiesn ohne Tracht ist natürlich langweilig. Aber Dirndl und Lederhosen sind eben auch ganz schön teuer, vor allem in München zur Wiesnzeit. Versorgt euch also am besten noch vor der Anreise, zum Beispiel bei Aldi, Lidl, Deiters oder H&M. Dann seid ihr bei Dirndl und Lederhosen schon mit etwa 40 Euro dabei. Eine andere Möglichkeit: Die Trachtenleihe, bei Bavarian Outfitters oder Lederhosenverleih. Tatsächlich bekommt ihr hier oft hochwertige Trachten, die pro Tag allerdings schnell mal 50 Euro kosten können. Wer zur Wiesn aussehen will wie ein waschechter Münchner in fein verarbeiteter Tracht, für den könnte das trotzdem etwas sein. Lederhosenträger kommen ab 32 Euro pro Tag für den einmaligen Besuch noch relativ günstig weg. Auch eine Suche wert: eBay Kleinanzeigen. Dort könnt ihr tatsächlich am besten von München aus stöbern, hier gibt es mit Abstand die meisten Angebote. Man muss ausgiebig suchen, kann dann aber auch schon Schätze für 30 Euro finden. Oktoberfest 2019 – Vorglühen: Wo hin zum Weißwurstfrühstück? Wer traditionell Vorglühen will, trifft sich morgens vor der Wiesn mit Freunden zum Weißwurstfrühstück. Natürlich mit Weißbier dazu. In vielen Münchner „Boazn“ ist das tatsächlich nicht teuer. Mein Tipp in Wiesnnähe: Die Gaststätte und Metzgerei Gaßner. Hier bekommt ihr für 2,20 Euro ein Paar Weißwürste, für 1 Euro gibt‘s die Brezn dazu. Und für das anschließende Wegbier auf dem Marsch zur Festwiese findet ihr in der Umgebung mehrere Supermärkte. Oktoberfest 2019 – Afterwiesn: Wo kann man nach der Wiesn in München feiern? Wer noch Lust auf Weiterfeiern hat, wenn die Zelte um 23:30 Uhr ihre Tore schließen, geht zur After-Wiesn. Es empfiehlt sich allerdings, die Klassiker wie Neuraum, Löwenbräukeller und P1 zu meiden. Dort zieht es vor allem Touris und nur wenige Studenten hin. +++ So viel Geld lassen junge Menschen auf der Wiesn +++ Wer auf Mainstream steht, fährt zum Ostbahnhof, zum Beispiel ins Willenlos. Wer es lieber bunt und anders mag, geht an den Maximiliansplatz, ins Call me Drella. Alle anderen: Ab ins Glockenbachviertel! Einfach die Müllerstraße ablaufen und austesten, was einen anlacht. Besonders gut: Das Milla. Für Indie-Fans ist auch das Substanz empfehlenswert. Oktoberfest 2019 – Wiesn-Knigge: Bier exen und Dirndl-Schleife? So geht das: Ganz wichtig, wenn euer Wiesnbesuch länger als eine Maß dauern soll: Stellt euch nicht auf die Tische! Es hat Tradition, mit neuerstandener Maß auf den Tisch zu steigen und sie zu exen – unter tosendem Applaus und Anfeuern des gesamten Festzeltes. Betrieben wird die Tradition allerdings fast ausschließlich von Touristen, denn jeder Münchner weiß: Für ein paar Sekunden bist du zwar der Held der Menge. Aber sobald du mit deinem Bier fertig bist, darfst du das Zelt in Begleitung der Security verlassen – und kommst auch so schnell nicht wieder rein. https://youtu.be/nh7JIUsl7Ek Bier exen auf dem Tisch: Nachmachen nicht empfohlen. Außerdem: So schön sie als Souvenir auch sein mögen, klaut keine Bierkrüge. Seid freundlich zu den Bedienungen, ihr Job ist ohnehin schon stressig genug. Als Dirndlträgerin solltest du dir gut überlegen, auf welcher Seite du deine Schleife bindest: Wer sie rechts trägt, ist vergeben, links steht für Single. Vorne mittig wollt ihr die Schleife lieber nicht tragen, das bedeutet, man ist Jungfrau. Hinten mittig tragen sie vor allem Bedienungen, aber auch Witwen. De facto hat die Schleife zwar keinen hohen Stellenwert mehr, ist aber eine weiterhin gelebte Tradition. Bei den Locals kommt es übrigens gut an, wenn ihr ein paar der größten Wiesnhits (zum Beispiel „Hulapalu“) mitgrölen und das „Prosit der Gemütlichkeit“ singen könnt. Ladet euch also am besten auf Spotify schon einmal die aktuelle Wiesn-Playlist herunter und übt fleißig. Denn bald, liebe Freunde, heißt es wieder: O’zapft is! 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