Mir brummt der Kopf. Und ich hab ständig ein schlechtes Gewissen. Es ist extrem anstrengend, dieses Leben ohne Müll - ich muss mich die ganze Zeit darauf konzentrieren, keine Abfälle zu produzieren und kann kaum noch genießen. Irgendwas muss ich ja essen. Und die Bananenschale oder die Apfelkitsche sind doch auch Müll - oder? Der feine Unterschied Ich will ehrlich sein: In meiner WG haben wir bisher keinen Müll getrennt. Ich weiß, das ist echt Mist aber wir müssten zu den Trenn-Containern mit dem Auto fahren. Vor unserem Haus stehen nur zwei große Tonnen, in die jeder alles reinschmeißt... Diesen Monat hab ich aber keine Wahl. Also wird ab jetzt getrennt und für mich gilt die Sonderregel: Nur Bioabfall und Papier, alles andere fällt unter die Rubrik "vermeiden". Das heißt aber auch: Einen Monat lang kilometerweit fahren, um meinen Müll loszuwerden. Mit dem Papier geht das ja noch, aber mit der Biotonne? Weil ich nicht mit einer stinkenden Tonne durch Dortmund fahren will, verbringe ich mein Wochenende damit, zu überlegen wie man in einer Wohnung ohne Balkon kompostieren könnte. Dazu muss man sagen, dass das Haus in dem ich wohne, zwar einen Garten hat, der aber zur Pizzeria unter mir gehört. Zum Glück hat mich Davood, der Besitzer, seit meinem Einzug ins Herz geschlossen und hätte kein Problem mit einer Amateur-Gärtner-Aktion. Nach Stunden intensiver Recherche komme ich aber zu dem Ergebnis, dass die Idee mit dem Komposter doof ist - wir haben nicht einmal ein Beet, für das wir den Kompost verwenden könnten. Alternativen sind das oberste Gebot Was jetzt? Die Lösung begegnet mir am Montag auf dem Weg zur Uni: Die Häuser in der Nebenstraße haben eine Biotonne, die alle zwei Wochen geleert und zum nächsten Recyclinghof gefahren wird. Ich kann zwar nicht einfach meinen Müll auf fremde Mülltonnen verteilen, aber ich kann auf gute Nachbarschaft hoffen - und tatsächlich: Eine ältere Dame erlaubt mir, meinen Biomüll bei ihr abzuladen. Es ist ganz schön nervig, auf einmal einen Haufen neuer Probleme zu haben. Dabei wollte ich doch was Positives erreichen. Inzwischen weiß ich: Alles was kompostiert oder recycelt werden kann ist okay. Die größte Schwierigkeit machen Verpackungen oder Hygieneartikel. Mir graut es ein bisschen vor den kommenden Wochen, denn ich ahne, dass mir die Alternativen zu Slipeinlagen und Tampons meine Grenzen aufzeigen werden...