In zwei Tagen entscheiden die Briten über den Verbleib ihres Landes in der Europäischen Union. Was halten die Jugendlichen auf der Insel von der EU? Im britischen Fernsehen löcherten sie am Montagabend den Chef der Labour-Partei mit Fragen – und schimpften auf die deutsche Kanzlerin. Der Mann musste sein ganzes Politiker-Können aufbieten. Eine Stunde lang stand Jeremy Corbyn im Fernsehstudio des Nachrichtensenders Sky-News und musste sich vor allem eins anhören: Kritik. Der Chef der britischen Labour-Partei stellte sich einer Gruppe von jungen Briten zu einer Diskussionsrunde. Es wurde eine scharfe Debatte um den europafreundlichen Kurs von Corbyns Partei. "Die schlimmste Äußerung kam von Merkel" „Die Antwort der EU auf die Flüchtlingskrise ist erschreckend gewesen“, schleuderte ein junger Mann dem Politiker entgegen, der für den Verbleib Großbritanniens in der Staatengemeinschaft kämpft. „Warum sollten wir bleiben?“, fragte er. Ein anderer schimpfte auf die deutsche Kanzlerin Merkel. Ihre Willkommenspolitik sei die schlimmste Äußerung überhaupt gewesen. Corbyn konterte. Seiner Meinung nach kann die Flüchtlingskrise nur gelöst werden, wenn alle Länder Europas diese Menschen aufnehmen. Das ließe sich nur in Zusammenarbeit innerhalb der EU erreichen. Doch damit nicht genug. Die jungen Briten kritisierten auch das Transatlantische Freihandelsabkommen TTIP, das die EU hinter verschlossenen Türen mit den USA aushandelt. Statt das Risiko einer EU-Entscheidung pro TTIP einzugehen, solle das Königreich lieber austreten, so die Forderung der Jugendlichen. "Bleiben um zu kämpfen" Corbyn hatte auch darauf eine Anwort. Auch er sei gegen ein TTIP-Abkommen. Seiner Meinung nach kann es noch verhindert werden. Aber eben nur, wenn England in der EU bleibe. Mit einem Austritt würde sich Großbritannien dagegen einer Pro-TTIP Entscheidung fügen. Das Abkommen schade der Arbeiterklasse, der Umwelt, es schütze nur die Investoren. Sein Fazit: „Only if we stay in, we can fight it.“ Die Entscheidung am Donnerstag betrifft vor allem zukünftige Generationen. Corbyn hofft, dass man für das Referendum am Donnerstag schon ab 16 wählen darf - und setzt auf die nächsten Tage, um die Briten zu erreichen und zum Wählen zu bewegen. Die ganze Diskussion findet ihr verschriftlicht auf der Sky News Website.